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DOI: 10.1055/s-0045-1804991
Fibröse Dysplasie und McCune-Albright-Syndrom: Erfahrungen eines Schwerpunktzentrums zur individuellen osteologischen Therapie
Einleitung: Die Fibröse Dysplasie (FD) ist eine seltene, benigne Knochenerkrankung, verursacht durch eine spontane Mutation im GNAS-Gen, welches das cAMP-Regulator-Protein Gsalpha kodiert. Sie kann sich mono- (MFD) oder polyostotisch (PFD) im Skelett manifestieren. In Verbindung mit Endokrinopathien und Pigmentstörungen der Haut (Café-au-Lait-Flecken) wird vom McCune-Albright-Syndrom (MAS) gesprochen. Die skelettbezogene Symptomatik umfasst vornehmlich Knochenschmerzen, Deformitäten und pathologische Frakturen. Eine kurative Therapie existiert nicht, so dass sich die Behandlung auf die Schmerztherapie und chirurgische Interventionen beschränkt. Als osteologische Spezifika sind Bisphosphonate oder Denosumab beschrieben, wobei die Erfolge individuell variieren. Wir berichten hier über eine Kohorte von FD/MAS-Patient:innen sowie deren Verläufe inklusive differentialtherapeutischer Überlegungen.
Methode: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung von 39 Patient:innen mit FD, welche zwischen 2014 und 2025 in unserer Spezialambulanz betreut wurden. Sofern vorhanden, wurden Labordaten, Knochendichte- und Knochenstrukturparameter, sowie histologische Schnitte und genetische Befunde ausgewertet. Außerdem wurden Lebensqualität und Schmerz (EQ5D, VAS-Skala) ausgewertet. Eine Subgruppe von 10 Patient:innen mit spezifischer Therapie wurde mit der Therapie-naiven Kohorte sowie untereinander verglichen. Zusätzlich wurden die Therapieverläufe analysiert.
Ergebnisse: In dieser Studie wurden 20 Patient:innen mit MFD und 19 mit PFD untersucht. Davon litten 8 am MAS und zwei am Mazabraud-Syndrom. 80% der spezifisch therapierten Patient:innen wiesen eine PFD auf, unterschieden sich jedoch nicht signifikant in Schmerz (VAS: 5,0 vs. 5,9) oder in der Lebensqualität (EQ5D: 0,56 vs. 0,65) von der unbehandelten Kohorte. Unter Therapie sanken die zuvor erhöhten Knochenstoffwechselmarker deutlich, insbesondere die ALP (-27%, p=0,027). Neun von zehn Patient:innen stabilisierten ihren Knochenstoffwechsel und berichteten über weniger Schmerzen. Ein Patient mit ausgeprägtem MAS erlitt nach verspäteter Denosumab-Gabe eine massive Rebound-Episode mit schwerer Hyperkalzämie (4,8 mmol/l) und intensivpflichtigem Nierenversagen. Er hatte eine außergewöhnlich hohe Frakturrate (10 vs. 1,2 in der Kohorte), deutliche Knochenstoffwechselveränderungen und eine besonders hohe FD-Last, jedoch keine weiteren Auffälligkeiten bis auf sein junges Alter (22J).
Diskussion: Die FD ist eine äußerst komplexe Erkrankung, deren Therapieerfolg stark von der Ausprägung sowie der individuellen Ansprache der Patient:innen auf die spezifische osteologische Therapie abhängt. Zoledronat und Denosumab können die Schmerzsymptomatik lindern und den Knochenstoffwechsel stabilisieren, allerdings birgt Denosumab ein Rebound-Risiko, v. a. bei ausgedehnten Herden und jungem Patient:innenalter. Für die Entwicklung spezifischer, sicherer und effektiver Therapiestrategien sind dringend weitere Studien erforderlich.
Keywords: Fibröse Dysplasie, McCune-Albright-Syndrom, Zoledronat, Denosumab, Rebound
Korrespondenzadresse: Tonio Lipkow, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Lottestraße 59, 22529 Hamburg, Deutschland, E-Mail: tonio.lipkow@gmx.de
Publication History
Article published online:
21 March 2025
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