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DOI: 10.1055/s-0045-1804992
Lost-in-Transition: Klinische Präsentation von erwachsenen Patient:innen mit XLH in einem Schwerpunktzentrum
Einleitung: Die X-chromosomal dominante hypophosphatämische Rachitis (X-linked hypophosphataemia, XLH) ist eine seltene genetische Knochenerkrankung mit einer geschätzten Prävalenz von 4,8 Fällen pro 100.000 Personen. Ursächlich sind pathogene Varianten im PHEX-Gen. Die Erkrankung wird häufig bereits im Kleinkindalter diagnostiziert und insbesondere in Kindheit und Jugend intensiv therapiert. Im Erwachsenenalter scheint die Anbindung der XLH-Patient:innen an spezialisierte Zentren aus verschiedenen Gründen deutlich schlechter zu sein. Eine Unterbrechung der Überwachung und Therapie von XLH-Patient:innen kann vermutlich Komplikationen der Grunderkrankung wie einen tertiären Hyperparathyreoidismus, Nephrokalzinosen, Insuffizienzfrakturen, Knochenschmerzen etc. begünstigen. Jedoch ist die Datenlage dazu v. a. für erwachsene XLH-Patient:innen weiterhin schlecht.
Methode: In dieser retrospektiven, longitudinalen Studie wurden die Auswirkungen der Transitionsdauer, definiert als Übergangszeit zwischen pädiatrischer und osteologischer Versorgung, auf den Knochenstoffwechsel und die Mikroarchitektur des Knochens von Patienten mit nachgewiesener PHEX-Mutation untersucht. Neben der Untersuchung von osteologisch relevanten Laborparametern, erfolgte eine Evaluation der Knochenmineraldichte (DXA) und die Untersuchung der peripheren Knochenarchitektur (HR-pQCT).
Ergebnisse: Insgesamt wurden 29 Patient:innen mit nachgewiesener PHEX-Mutation und einer osteologischen Versorgungslücke von durchschnittlich 12,8 Jahren longitudinal evaluiert. Die Wiederaufnahme einer individuellen osteologischen Therapie konnte wichtige Laborparameter positiv beeinflussen: Reduktion von Parathormon im Vergleich zur Erstvorstellung um 30% (p<0,001), Reduktion der alkalischen Phosphatase um 13% (p<0,01) und der Phosphatausscheidung im Urin um 36% (p<0,001). Gleichzeitig zeigte sich ein signifikanter Anstieg des Serum-Phosphat um 51% (p<0,5).
Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die rechtzeitige Transition vom Pädiater zum Osteologen für den Knochenstoffwechsel und den damit einhergehenden klinischen Verlauf für Patient:innen mit XLH von entscheidender Bedeutung ist. XLH als hereditäre, chronisch progrediente Erkrankung bedarf einer kontinuierlichen Betreuung und Therapie, um Komplikationen vorzubeugen. Es sind weitere Studien nötig, um den Einfluss einer lückenlosen Transition von Patient:innen mit XLH auf die Knochengesundheit zu untersuchen.
Keywords: Transition, X-chromosomal dominante hypophosphatämische Rachitis, HR-pQCT, Hyperparathyreoidismus
Korrespondenzadresse: Johann Sprick-Schütte, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Osteologie und Biomechanik, Lottestraße 59, 22529 Hamburg, Deutschland, E-Mail: josprick@gmail.com
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. März 2025
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