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DOI: 10.1055/s-0045-1807458
Poststationäre Therapieadhärenz der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 – eine Analyse der Therapiezufriedenheit, der Einflussfaktoren auf die Therapieadhärenz und des Einflusses der Therapieformen auf die Lebensqualität
Einführung/Zielsetzung Typ-2-Diabetes mellitus ist eine hochprävalente chronische Erkrankung, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Therapieadhärenz, -zufriedenheit und der Einfluss verschiedener Therapieformen, wie Insulintherapien, auf die Lebensqualität sind nicht ausreichend untersucht. Ziel dieser Studie war es, Zusammenhänge zwischen Therapieformen, Adhärenz und Lebensqualität zu analysieren, um praxisrelevante Empfehlungen zur Optimierung der Behandlung zu entwickeln.
Methoden In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurden 316 stationär behandelte Typ-2-Diabetiker in drei Therapiegruppen unterteilt: Patienten mit oraler antidiabetischer Therapie (Gruppe 1), Insulintherapie nach den Schemen CT (konventionelle Therapie), ICT (intensivierte konventionelle Therapie), SIT (supplementäre Insulintherapie) und CSII (kontinuierliche subkutane Insulininfusion) (Gruppe 2) sowie Insulintherapie nach BOT (basal unterstützte orale Therapie) oder BOT plus (Gruppe 3). Zur Erhebung der Lebensqualität und Therapieadhärenz wurde der Short Form-36 Health Survey (SF-36) verwendet. Die Fragebögen wurden vier Wochen und sechs Monate nach Entlassung ausgefüllt, ergänzt durch eine Follow-up-Befragung der behandelnden Ärzte.
Ergebnisse Von 316 eingeschlossenen Patienten konnten 274 vollständige Datensätze ausgewertet werden, davon 264 mit Zuordnung zu einer Therapiegruppe. Die Therapieumstellungen betrafen 11 Patienten in Gruppe 1 (23,9%), 31 in Gruppe 2 (45,6%) und 5 in Gruppe 3 (35,7%), wobei Gruppe 2 signifikant häufiger betroffen war als Gruppe 1 (p=0,02). Hauptgründe waren unzureichende Wirksamkeit, gefolgt von Nebenwirkungen, Alltagstauglichkeit und Compliance.
In Gruppe 1 erfolgten 7 Umstellungen (63,6%) aufgrund von Wirksamkeit, 3 (27,3%) wegen Nebenwirkungen und 2 (18,2%) wegen Alltagstauglichkeit. In Gruppe 2 waren 21 Umstellungen (67,7%) auf Wirksamkeit zurückzuführen, 4 (12,9%) auf Nebenwirkungen, 8 (25,8%) auf Alltagstauglichkeit und 1 (3,2%) auf Compliance. Gruppe 3 verzeichnete 3 Umstellungen (60,0%) aufgrund von Wirksamkeit, 2 (40,0%) wegen Alltagstauglichkeit und 1 (20,0%) auf Compliance.
Die SF-36 körperlichen Summenskalen (KSK) zeigten stärkere Einschränkungen in Gruppe 2 (Median: 27,12 bei fachdiabetologischer Betreuung, 28,24 bei hausärztlicher Betreuung) im Vergleich zu Gruppe 1 (Median: 40,0 bzw. 36,65; p<0,001). Über die Zeit wurde jedoch kein signifikanter Unterschied in der Entwicklung der KSK festgestellt (p=0,19).
Schlussfolgerungen Insulintherapien, obwohl effektiv, sind mit einer geringeren Lebensqualität assoziiert. Die Ergebnisse dieser Studie betonen, dass neben der Wirksamkeit auch die Lebensqualität eine entscheidende Rolle bei der Wahl von Therapieformen spielen sollte, insbesondere im Hinblick auf die Adhärenz. Intensivere Schulungen und eine engmaschigere Betreuung durch hausärztliche Praxen könnten die Adhärenz und körperliche Gesundheit insbesondere insulinpflichtiger Patienten verbessern.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025
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