Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S55-S56
DOI: 10.1055/s-0045-1807463
Abstracts | DDG 2025
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Posterwalk 7: Psychosoziales & Komplikationen

Systeme zur automatischen Insulindosierung (AID) unter den realen Versorgungsbedingungen in der Pädiatrie: Effekte auf den Alltag aus Sicht von Jugendlichen und Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes nach einem Jahr Nutzung (AID-A Studie)

Autoren

  • S von Sengbusch

    1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck, Germany
  • J Schneidewind

    1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck, Germany
  • K Lange

    2   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
 

Einleitung: Die monozentrische Längsschnittstudie (AID-A) untersucht die subjektiv erlebten Veränderungen im täglichen Leben und die diabetes-spezifischen Belastung von Jugendlichen und Eltern von Kindern/Jugendlichen nach einjähriger Nutzung eines AID-Systems. Es handelt sich um die ersten nicht ausgewählten jungen Menschen, denen ein AID-System unter Versorgungsbedingungen angeboten wurde. Eltern von 111 Kindern/Jugendlichen (46% weiblich, Durchschnittsalter: 12,2±3,8 Jahre; durchschnittliche Diabetesdauer: 6,1±4,0 Jahre) und 63 Jugendliche (>12 Jahre) wurden nach 12 Monaten Nutzungsdauer gebeten, einen Fragebogen zu ihren Erfahrungen mit einem AID-System zu beantworten. Der Bogen wurde per Post zugesandt.

Methoden: Der Fragebogen bestand aus etablierten Instrumenten zur Messung diabetesbedingter Belastung (P-PAID-C für Eltern von Kindern; P-PAID-T für Eltern von Jugendlichen, PAID-T für Jugendliche) und dem AID-A-Change-Fragebogen. Dieser setzte sich aus 16 Items zusammen, die nach Veränderungen durch das AID-System bezogen auf Schlafqualität, Stress, Stimmung, Integration, Hypoglykämieangst, Eltern-Kind-Konflikte, sowohl bezogen auf die Eltern wie auch das Kind mit Diabetes fragen. Als Antwortskala dient eine 5-Punkte-Likert-Skala (-2=negativ bis+2=positiv).

Ergebnisse: Die Fragebögen wurden von 72 Eltern (65%) und 43 Jugendlichen (68%) beantwortet. Im AID-A-Fragebogen (Skala des Summenscores: -32 (negativ) bis+32 (positiv)) berichteten Jugendliche und Eltern von erheblichen Verbesserungen im Alltag für sich selbst und ihre Eltern oder Kinder/Jugendlichen (mittlerer Summenscore Eltern: 14,4±7,2; Jugendliche: 10,4±5,4). Schlaf, Stress und Hypoglykämieangst zeigten die größten Verbesserungen, diese waren bei den Eltern stärker ausgeprägt als bei den Kindern/Jugendlichen. Die mittleren Summenwerte im PAID-T (34,6±23,0) zur diabetesspezifischen Belastung von Teenagern und der von Eltern von Teenagern (P-PAID-T) (44,3±14,5) lagen im Bereich einer repräsentativen deutschen Stichprobe (PAID-T 34,05±13,86; P-PAID-T 45,9±15,7). Der Grenzwert für eine hohe Belastung wurde von 11 der 43 (25,6%) Eltern von Teenagern erreicht. Der mittlere Summenwert von P-PAID-C (42,8±13,7) war im Vergleich zur repräsentativen deutschen Stichprobe von Eltern von Kindern mit T1D (51,1±15,3) deutlich niedriger. Während die Hauptbelastungsfaktoren für Jugendliche Stigmatisierung und Probleme bei der Integration waren, stellte für Eltern die emotionale Sorge um die Zukunft ihres Kindes die größte Belastung dar.

Schlussfolgerungen: Die Nutzung eines AID-Systems verringert die alltägliche Belastung insbesondere für Eltern, aber auch für Kinder und Jugendliche. Emotionale und soziale Herausforderungen bleiben jedoch bestehen und können nicht allein technisch gelöst werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025

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