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DOI: 10.1055/s-0045-1807467
Ist ein Migrationshintergrund bei jungen Menschen mit Typ-1 oder Typ-2-Diabetes mit einem ungünstigeren Diabetesverlauf assoziiert?
Authors
Fragestellung: Unterscheiden sich Therapie und Therapieergebnisse bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Typ-1 oder Typ-2-Diabetes und Migrationshintergrund von Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund?
Methodik: Alle Personen mit Typ-1- (T1D) oder Typ-2-Diabetes (T2D) zwischen 16 und 25 Jahre, die zwischen Januar 2022 und Juni 2023 im DPV Register (D/Ö/CH/L) dokumentiert waren, wurden eingeschlossen. Mit adjustierten Regressionsmodellen wurden Unterschiede im HbA1c, BMI-SDS (<18 Jahre), BMI (ab 18 Jahre), Rauchverhalten, psychische Komorbiditäten (Posttraumatische Belastungsstörung oder Depression) und Verwendung von Diabetestechnologie zwischen jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nach Diabetestyp untersucht.
Ergebnisse: Einen Migrationshintergrund hatten 25,1% der 15.393 Personen mit T1D (Medianalter: 17,3 Jahre, 55,0% männlich) sowie 33,0% der 718 Personen mit T2D (Medianalter: 17,5 Jahre, 44,8% männlich). Insgesamt 7,2% der jungen Menschen mit T1D waren im Ausland geboren (Hauptherkunftsländer: Ukraine 13,3%, Syrien 12,0%, Polen 6,6%, Irak 4,6% und Bulgarien 4,3%), und 10,4% der jungen Menschen mit T2D (Hauptherkunftsländer: Syrien 18,9%, Türkei 6,8%, Rumänien 6,8%, Afghanistan: 5,4%, Griechenland: 5,1%). Migrationshintergrund war bei jungen Menschen mit T1D mit einer signifikant selteneren Nutzung von Diabetestechnologie assoziiert (CGM: 93,3% vs. 94,7%; Insulinpumpe: 51,7% vs. 60,3%; AID: 28,4% vs. 32,6%), sowie mit einem höheren HbA1c (8,0% vs. 7,8%) und einem höheren BMI-SDS: 0,52 vs. 0,41) (alle: P<0,001). Bei den anderen Parametern, sowie beim Vergleich von Typ-2-Diabetes konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen jungen Menschen mit vs. ohne Migrationshintergrund festgestellt werden (CGM bei T2D: 33,3% vs. 27,1%, P=0,09; HbA1c bei T2D: 7,6% vs. 7,4%, P=0,14; BMI-SDS bei T2D: 2,09 vs. 2,13, P=0,47; BMI bei T1D: 24,8 vs. 24,7, P=0,61, bei T2D: 35,6 vs. 33,7, P=0,34; Rauchen bei T1D: 10,9% vs. 10,9%, P=1,00, bei T2D: 11,1% vs. 13,4%, P=0,49; Psychische Komorbiditäten bei T1D: 5,0% vs. 4,7%, P=0,34, bei T2D: 3,3% vs. 4,8%, P=0,49).
Schlussfolgerung: Ein Viertel der im DPV-Register dokumentierten jungen Menschen mit T1D und ein Drittel mit T2D haben einen Migrationshintergrund. Unterschiede, die bei T1D signifikant waren, könnten zum Teil bei jungen Menschen mit T2D wegen der kleinen Fallzahl nicht festgestellt werden. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollten deshalb nicht nur die P-Werten, sondern auch die Stärke und klinische Relevanz der Unterschiede mitberücksichtigt werden. Sprachbarrieren, sowie kulturelle und sozioökonomische Unterschiede sollten, wenn möglich, bei zukünftigen Vergleichen nach Migrationshintergrund mitanalysiert werden.
Publication History
Article published online:
28 May 2025
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