Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S58-S59
DOI: 10.1055/s-0045-1807469
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 7: Psychosoziales & Komplikationen

Entwicklung eines Fragebogens zur Alarmfatigue bei Menschen mit Diabetes und kontinuierlicher Glukosemessung (CGM)

Authors

  • B Olesen

    1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
 

Fragestellung: Eine große Anzahl von Menschen mit Diabetes setzt zur Umsetzung ihrer Diabetestherapie eine kontinuierliche Glukosemessung ein und bedient sich hierbei einer Vielzahl unterschiedlicher Alarme. Jedoch können die vielfältigen Alarme auch zur sogenannten "Alarmfatigue" führen. Zur Erfassung der Alarmfatigue wurden ein Fragebogen entwickelt und Assoziationen mit der Alarm-Nutzung analysiert.

Methodik: Personen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes, die derzeit ein CGM-System verwenden, wurden über das dia·link-Portal zur Online-Befragung eingeladen. Die Teilnehmenden wurden zu Fragen bezüglich der von ihnen erlebten Nutzung der Alarme ihrer kontinuierlichen Glukosemessung befragt. Der Fragebogen enthielt 14 Item wie: „Ich werde nervös, wenn ich einen Alarm bekomme.“ Die Auswertung erfolgte über einen Summenwert (Skala: 0-100). Alle Teilnehmenden haben ihre Einwilligung nach vorheriger Aufklärung gegeben.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 438 Menschen mit Diabetes teil (86,3% Typ-1-Diabetes, 48,9% Frauen). Nach Überprüfung der Itemcharakteristika wurden 12 Items für den finalen Fragebogen ausgewählt, die eine Reliabilität von Cronbachs Alpha=0.869 erreichten. Die Trennschärfe der Items war sehr gut und lag bei allen Items über 0.5.

Die Faktorenanalyse ergab zwei Faktoren (Varianzaufklärung: 49%): Der 1. Faktor beschreibt einen Zusammenhang aus Aspekten der Überforderung wie beispielweise „Alarme verwirren mich bei der Entscheidung“ oder „Durch Wiederholung von Alarmen, werde ich ihnen gegenüber gleichgültig“. Der 2. Faktor beschreibt einen Zusammenhang mit verschiedenen Emotionen wie beispielweise Nervosität, Ärger und Belastung durch Glukosealarme.

Es zeigten sich signifikante Unterschiede in der Alarmfatigue zwischen Menschen mit Typ-1 (M=48,8; SD=8,3) vs. Typ-2-Diabetes (M=53,4; SD=5,2) (p=.002, d=-.57). Auch eine signifikante Korrelation mit dem Geschlecht konnte aufgezeigt werden (r=.128 ;p=.049). Außerdem zeigten sich signifikante Korrelationen der Alarmfatigue mit Außenkriterien. Eine höhere Alarmfatigue war assoziiert mit der Einschätzung, dass Niedrig-Alarme weniger hilfreich seien (r=.294; p=.029). Zudem zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen höherer Alarmfatigue und vermehrter fehlender Reaktion auf Niedrig-Alarme (r=.231; p=.048).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen eine hohe Reliabilität des Fragebogens. Die erwarteten Korrelationen und Gruppenunterschiede bestätigen die Validität des Fragebogens. Damit ist die Entwicklung des Fragebogens ein erster Schritt, um die Herausforderungen der Alarmnutzung im Alltag von Menschen mit Diabetes zu erfassen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
28. Mai 2025

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