Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e44-e45
DOI: 10.1055/s-0045-1808394
Abstracts
Neonatologie: Ernährung/Stoffwechsel

Monozentrische Analyse eines Behandlungskonzepts zur Mekoniummobilisation mittels Maltodextrin

M Prieser
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
,
R Will
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
,
C E Schwarz
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
,
N Köstlin-Gille
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
,
C Gille
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neonatologie, Heidelberg, Germany
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Für das Outcome von Frühgeborenen (FG) sind gastrointestinale Komplikationen, wie die nekrotisierende Enterokolitis (NEC) und die fokale intestinale Perforation (FIP) bedeutend [1] [2]. Deren Auftreten lässt sich u.a. durch ernährungsbezogene Strategien und Maßnahmen zur Mekoniummobilisation beeinflussen, die sich (inter-)national unterscheiden [3]. In der Klinik für Neonatologie des Universitätsklinikums Heidelberg stellt die initiale Gabe von Maltodextrin 15% (MD) bis zum Absetzen von Übergangsstuhl eine Besonderheit dar.

Ziel dieser Arbeit war es, Charakteristika dieses Behandlungsschemas bzgl. Dauer, Effektivität und Nebenwirkungen herauszuarbeiten. In Subgruppenanalysen wurden die Unterschiede zwischen hypo- und eutrophen FG sowie FG mit einem Geburtsgewicht (GG) unter/über 750g analysiert.

Material/Methodik N=295 von 2010 bis 2021 geborene FG mit einem Gestationsalter (GA)<28 Schwangerschaftswochen (SSW) oder einem GG<1000g wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden FG mit gastrointestinalen Fehlbildungen. Erhoben wurden Dauer und Menge der MD-Gaben, die Mekoniumpassage, gastrointestinale Komplikationen sowie orale und rektale Stimulationen bis Lebenstag (LT) 29. Die statistische Analyse erfolgte deskriptiv; Gruppenvergleiche erfolgten mittels Chi2- oder Mediantest (α=5%).

Ergebnisse/Zusammenfassung In der Kohorte lag das mediane GA bei 26,4 SSW (IQR 24,7;28), das mediane GG bei 790g (IQR 590;950). 142 FG hatten ein GG<750g, 90 FG waren hypotroph (<P10).

Alle Überlebenden erhielten MD (n=5 zuvor verstorben). Im Median erfolgte die Gabe von 87ml (IQR 52;138,5) bis LT 8 (IQR 6;11). Hypotrophe FG erhielten länger MD (LT 10 vs. 8, p=0,014), ebenso FG mit einem GG<750g (LT 10 vs. 7, p<0,001). Mengenbezogen zeigte sich kein Unterschied. Rektal wurde in 55,9% (n=165) mit NaCl 0,9% angespült, im Median ab LT 5 (IQR 5;6). FG<750g wurden häufiger angespült (64,8% vs. 47,7%; Chi2=8,713; p=0,003). Die orale Gabe von Kontrastmittel (KM) erfolgte seltener (n=56; 19,0%) und später (Median LT 9 (IQR 8;11,8)). Hypotrophe FG erhielten häufiger KM (28,9% vs. 14,6%; Chi2=8,263; p=0,004), ebenso FG<750g (28,9% vs. 9,8%; Chi2=17,414; p<0,001).

Der erste Mekoniumabgang war im Median an LT 3 (IQR 2;5), der letzte an LT 10 (IQR 7;12). Ähnliche Zeitpunkte sind in der Literatur beschrieben [4]. Hypotrophie war mit einem späteren letzten Mekoniumabgang (LT 10 vs. 9; p=0,023), ein GG<750g mit einem späteren Absetzen von erstem (LT 4 vs. 3; p=0,016) und letztem Mekonium (LT 11 vs. 8; p<0,001) assoziiert. Es zeigte sich somit, dass Hypotrophie und ein geringes GG mit einer späteren Darmpassage und erhöhtem Stimulationsbedarf einhergingen. Abdominelle Komplikationen traten bei 22 FG (7,5%) auf, 11 (3,7%) entwickelten eine FIP, 7 (2,4%) eine NEC und 4 (1,4%) einen Ileus; in der Literatur sind höhere Raten beschrieben [5] [6] [7].

Die Effektivität des Behandlungsschemas sollte in einem multizentrischen Ansatz weiter untersucht werden.



Publication History

Article published online:
19 May 2025

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