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DOI: 10.1055/s-0045-1808397
Der Stellenwert von Spendemilch im enteralen Kostaufbau von very low birthweight Frühgeborenen
Authors
Zielsetzung Frühgeborene (FG) haben ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen, die auf ihre Unreife zurückzuführen sind. Eine besondere Risikogruppe stellen Very low birthweight (VLBW) Frühgeborene (Geburtsgewicht<1500g) dar. Eine optimale Ernährung kann wesentlich zur Prävention von Erkrankungen beitragen [1] [4]. Der Zeitraum des enteralen Kostaufbaus, also die Phase, in der die Kinder parenteral und enteral ernährt werden, bis hin zur vollständigen enteralen Ernährung, birgt Herausforderungen [1] [2].
Muttermilch (MOM) stellt dabei die bevorzugte Nahrung dar [3]. In der insbesondere frühen postnatalen Phase ist jedoch nicht immer ausreichend MOM verfügbar. Zum Beispiel aufgrund von Frühgeburtlichkeit, Trennung von Mutter und Kind oder maternalen Erkrankungen wie Eklampsie oder HELLP-Syndrom kann es zu Verzögerungen in der Laktation kommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in solchen Fällen Spendemilch (FM) als bevorzugte Ersatznahrung und erst als zweite Wahl Formula-Nahrung [3].
Diese Studie untersucht den enteralen Kostaufbau von VLBW – Frühgeborenen mit MOM und FM als Ersatznahrung im Vergleich zu einem Kostaufbau mit MOM und Formula.
Material und Methoden In dieser retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden Daten von 50 VLBW-FG, die im UKSH-Campus Kiel behandelt wurden (2016 – 2024) und deren Kostaufbau mit MOM und FM erfolgte, analysiert (Kohorte A) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (Kohorte B). Die Kontrollgruppe wurde mit MOM und Formula ernährt. Die Kohorten wurden in Bezug auf Geschlecht, Gestationsalter und Geburtsgewicht gematcht.
Ergebnisse Der Kostaufbau in Kohorte A (MOM+FM) gelang signifikant schneller als in Kohorte B (8,88 Tage / 17,06 Tage; p=0,009). In Kohorte B war der Kostaufbau mit 162 Tagen bei einem Kind überdurchschnittlich lange. Unter Ausschluss der Daten dieses Kindes lag die Dauer des Kostaufbaus in Kohorte A weiterhin bei 8,88 Tagen und bei Kohorte B bei 14,102041 Tagen (p=0,000005).
Das Wachstum der Frühgeborenen aus Kohorte A/B, gemessen an Längenzunahme (3,03cm / 4,23cm), Kopfumfangszunahme (1,804cm / 1,572cm) und Gewichtszunahme (269,48g / 245,21g) im Verlauf (Lebenstag 1-21) zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen.
Die Kohorten unterschieden sich nicht in Bezug auf abdominelle Komplikationen, wie zum Beispiel die Nekrotisierende Enterokolitis (NEC). In beiden Gruppen trat jeweils 1 Fall von NEC auf.
Zusammenfassung Wir konnten zeigen, dass der Kostaufbau von FG, die mit humaner Milch (MOM und FM) ernährt wurden, signifikant (p=0,009) schneller erfolgte. Im Gegensatz zu Ergebnissen aus der Literatur [5] war das Wachstum der FG, die pasteurisierte FM und MOM erhielten annährend gleich. Zusammenfassend unterstreichen unsere Ergebnisse, dass der enterale Kostaufbau mit Spendemilch als Ersatznahrung zu MOM gegenüber Formula-Nahrung Vorteile bietet.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Embleton ND. et.al. Enteral Nutrition in Preterm Infants (2022): A Position Paper from the ESPGHAN Committee on Nutrition and Invited Experts. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2023; 76: 248-268 Epub 2022 Oct 28 [PubMed]
- 2 Thoene M, Anderson-Berry A.. Early Enteral Feeding in Preterm Infants: A Narrative Review of the Nutritional, Metabolic, and Developmental Benefits. Nutrients 2021; 13: 2289 [PubMed]
- 3 Ledinger D. et al. WHO-Leitlinie: Versorgung von Frühgeborenen und Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht. Gesundheitswesen 2024; 86: 289-293
- 4 Altobelli E. et al. The Impact of Human Milk on Necrotizing Enterocolitis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients 2020; 12: 1322 [PubMed]
- 5 Pitino MA. et al. Donor human milk processing and its impact on infant digestion: A systematic scoping review of in vitro and in vivo studies. Advances in Nutrition 2023; 14: 173-189 [PubMed]