Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e46
DOI: 10.1055/s-0045-1808397
Abstracts
Neonatologie: Ernährung/Stoffwechsel

Der Stellenwert von Spendemilch im enteralen Kostaufbau von very low birthweight Frühgeborenen

Authors

  • A Krüger

    1   CAU Kiel / UKSH Campus Kiel, Kinder – und Jugendmedizin II, Kiel, Germany
  • A Leopold

    2   CAU Kiel, Philosophische Fakultät, Psychologisches Institut, Kiel, Germany
  • A C Longardt

    3   UKSH Campus Kiel, Klinik für Neonatologie, Kinder- und Jugendmedizin II, Kiel, Germany
 

Zielsetzung Frühgeborene (FG) haben ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen, die auf ihre Unreife zurückzuführen sind. Eine besondere Risikogruppe stellen Very low birthweight (VLBW) Frühgeborene (Geburtsgewicht<1500g) dar. Eine optimale Ernährung kann wesentlich zur Prävention von Erkrankungen beitragen [1] [4]. Der Zeitraum des enteralen Kostaufbaus, also die Phase, in der die Kinder parenteral und enteral ernährt werden, bis hin zur vollständigen enteralen Ernährung, birgt Herausforderungen [1] [2].

Muttermilch (MOM) stellt dabei die bevorzugte Nahrung dar [3]. In der insbesondere frühen postnatalen Phase ist jedoch nicht immer ausreichend MOM verfügbar. Zum Beispiel aufgrund von Frühgeburtlichkeit, Trennung von Mutter und Kind oder maternalen Erkrankungen wie Eklampsie oder HELLP-Syndrom kann es zu Verzögerungen in der Laktation kommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in solchen Fällen Spendemilch (FM) als bevorzugte Ersatznahrung und erst als zweite Wahl Formula-Nahrung [3].

Diese Studie untersucht den enteralen Kostaufbau von VLBW – Frühgeborenen mit MOM und FM als Ersatznahrung im Vergleich zu einem Kostaufbau mit MOM und Formula.

Material und Methoden In dieser retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden Daten von 50 VLBW-FG, die im UKSH-Campus Kiel behandelt wurden (2016 – 2024) und deren Kostaufbau mit MOM und FM erfolgte, analysiert (Kohorte A) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (Kohorte B). Die Kontrollgruppe wurde mit MOM und Formula ernährt. Die Kohorten wurden in Bezug auf Geschlecht, Gestationsalter und Geburtsgewicht gematcht.

Ergebnisse Der Kostaufbau in Kohorte A (MOM+FM) gelang signifikant schneller als in Kohorte B (8,88 Tage / 17,06 Tage; p=0,009). In Kohorte B war der Kostaufbau mit 162 Tagen bei einem Kind überdurchschnittlich lange. Unter Ausschluss der Daten dieses Kindes lag die Dauer des Kostaufbaus in Kohorte A weiterhin bei 8,88 Tagen und bei Kohorte B bei 14,102041 Tagen (p=0,000005).

Das Wachstum der Frühgeborenen aus Kohorte A/B, gemessen an Längenzunahme (3,03cm / 4,23cm), Kopfumfangszunahme (1,804cm / 1,572cm) und Gewichtszunahme (269,48g / 245,21g) im Verlauf (Lebenstag 1-21) zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen.

Die Kohorten unterschieden sich nicht in Bezug auf abdominelle Komplikationen, wie zum Beispiel die Nekrotisierende Enterokolitis (NEC). In beiden Gruppen trat jeweils 1 Fall von NEC auf.

Zusammenfassung Wir konnten zeigen, dass der Kostaufbau von FG, die mit humaner Milch (MOM und FM) ernährt wurden, signifikant (p=0,009) schneller erfolgte. Im Gegensatz zu Ergebnissen aus der Literatur [5] war das Wachstum der FG, die pasteurisierte FM und MOM erhielten annährend gleich. Zusammenfassend unterstreichen unsere Ergebnisse, dass der enterale Kostaufbau mit Spendemilch als Ersatznahrung zu MOM gegenüber Formula-Nahrung Vorteile bietet.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany