Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e47
DOI: 10.1055/s-0045-1808399
Abstracts
Neonatologie: Ernährung/Stoffwechsel

Entrahmte Muttermilch ist eine gute Option: Ernährungsregime bei Neugeborenen mit konnatalem Chylothorax

J Lager
1   Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Neonatologie, Hannover, Germany
,
M Richter
1   Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Neonatologie, Hannover, Germany
,
F Guthmann
1   Kinderkrankenhaus AUF DER BULT, Neonatologie, Hannover, Germany
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Hintergrund Der konnatale Chylothorax ist ein seltenes, schweres Krankheitsbild in der Neonatologie. Dabei kommt es als Folge einer Leckage der Lymphbahnen, meist des Ducutus thoracicus, zu einer Ansammlung von Chylus im Pleuraspalt. Die zugrundeliegenden Ursachen sind vielfältig: kongenitale Malformationen der Lymphgefäße, Assoziation mit genetischen Erkrankungen wie Noonan-Syndrom oder Tumoren, posttraumatisch insbesondere nach kardiochirurgischen Eingriffen oder ZVK-Anlage sowie als parainfektiöses Geschehen bei Tuberkulose oder schwerer lokaler Staphylokokkeninfektion. Mit dem Chylus gehen verschiedene Plasmabestandteile verloren, was häufig in einer Hypalbuminämie sichtbar wird. Das übliche Vorgehen, um einen Verschluss der Lymphbahnen zu ermöglichen, ist die Nahrungskarenz, gefolgt von fettfreier enteraler Ernährung ggf. mit Zusatz ausschließlich mittelkettiger Triglyceride. Dafür erhalten Neugeborene fettfreie Formula-Nahrung wie Basic-F und eine schrittweise Anreicherung mit MCT-Öl. Vereinzelt wurde auch über den Einsatz von fettfreier oder entrahmter Muttermilch berichtet [1]. Eine zusätzliche medikamentöse Therapie mit Somatostatin i.v. oder Octreotid s.c. wurde bei schweren Verläufen beschrieben.

Fallserie In den vergangenen Jahren haben wir auch bei diesen Patienten eine Ernährung mit Mutter- oder Frauenmilch angestrebt. Wir haben vier Früh- oder Reifgeborene nach initialer parenteraler Ernährung und Rückgang der Chylusmengen mit entrahmter Muttermilch begonnen zu ernähren. Dafür wurden zwei mögliche Verfahren der Fett-Separation verglichen. Sowohl die Zentrifugation der Muttermilch als auch die natürliche Separation unter Kühlung über 48-72 Stunden führen zu einem minimalen Fettgehalt von unter 0,1% (MIRIS Muttermilch-Analysator). Mit dieser Methode bleiben die wasserlöslichen Bestandteile der Milch erhalten. Die Separation über 72 h war nicht mit einem erhöhten Keimwachstum verbunden.

Bei den muttermilchernährten Patienten kam es zu einer deutlich gebesserten Nahrungsverträglichkeit bei gleichzeitiger Reduktion und im Verlauf Sistieren der Drainagemenge des Pleuraergusses. Unerwünschte Wirkungen haben wir nicht beobachtet. Alle Kinder konnten im weiteren Verlauf vollständig mit Muttermilch ernährt entlassen werden.

Schlussfolgerung Entrahmte Muttermilch ist eine gute Option für die Ernährung bei konnatalem Chylothorax. Die einfache Methode der Fettseparation lässt sich bei Bedarf nach Entlassung auch zu Hause durchführen. Bisher haben sich bei unserem Vorgehen keine Sicherheitsbedenken ergeben. Die Muttermilch kann mit MCT-Öl angereichert werden. Eine allmähliche Steigerung des natürlichen Fettgehaltes ist durch Verkürzung der Standzeit gut umzusetzen.



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Article published online:
19 May 2025

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