Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e65
DOI: 10.1055/s-0045-1808438
Abstracts
Neonatologie: Infektiologie und Hygiene

Konnatale Listeriose mit nekrotisierender Enterokolitis bei einem Frühgeborenen 26+0 SSW

A S Loest
1   UKGM Marburg, Marburg, Germany
› Author Affiliations
 

Zielstellung: Die maternal-neonatale Listeriose ist eine seltene, jedoch schwere Infektion, welche mit Komplikationen wie intrauterinem Fruchttod, Frühgeburtlichkeit, Sepsis, Meningitis und intraventrikulären Blutungen assoziiert ist. Auch bei früh initialisierter antibiotischer Therapie ist die Mortalität der konnatalen Listeriose hoch [1]. Symptomatische Neugeborene zeigen häufig Anämien und Thrombopenien.

Methode: Wir berichten von einem Frühgeborenen (FG) der 26+0 SSW mit konnataler Listeriose und nekrotisierender Enterokolitis (NEC) am 5. Lebenstag (LT).

Fallbericht: Die Mutter hatte ca. 1 Woche vor der Entbindung einen fieberhaften Infekt. Es erfolgte die Vorstellung mit vorzeitiger Wehentätigkeit und die Notsectio bei Plazentalösung mit 26+0 SSW. Das FG wurde bei insuffizienter Spontanatmung postnatal intubiert (Apgar 4/5/7, NApH 7,09). Im Labor zeigten sich eine Leukopenie, eine Thrombopenie sowie erhöhte Infektwerte (max. CRP 14,5 mg/l), daher Initialisierung einer i.v. antibiotischen Therapie mit Ampicillin und Gentamicin. Im maternalen Cavumabstrich, in der Plazentahistologie und in sämtlichen kindlichen Abstrichen (Nabel, Gehörgang, Abdomen) konnten Listeria monocytogenes nachgewiesen werden. In den Routinesonographien Nachweis einer IVH I° sowie einer Parenchymblutung links am 3. LT. Bei ausgeprägter Anämie (min. Hkt 0,24 l/l) und Thrombopenie (min. 28 G/l) wurden innerhalb der ersten Lebenswoche drei Erythrozyten- und 5 Thrombozytenkonzentrate transfundiert.

Unter der antibiotischen Therapie zeigten sich am 5. LT ein Anstieg der Infektparameter sowie klinische und radiologische Zeichen einer NEC. Es erfolgte die Umstellung auf Meropenem und Vancomycin sowie die operative Anlage eines Anus praeter (AP); darunter Normalisierung der Infektparameter und Stabilisierung des klinischen Zustands. Im weiteren komplikationsloser postnataler Verlauf und Entlassung mit korrigiert 38+1 SSW in gutem Allgemeinzustand mit einliegendem AP. Die klinische-neurologische Untersuchung war zu diesem Zeitpunkt altersentsprechend.

Schlussfolgerung: Eine konnatale Listeriose geht mit einem hohen Risiko für schwere Verläufe beim Neugeborenen einher. Für die bei unserem Patienten aufgetretenen Komplikationen mit NEC, IVH und Parenchymblutung sehen wir daher die Listeriose als ursächlich an. Aufgrund der hohen Komplikationsrate sollten Schwangere – insbesondere auch bei Reisen in Länder mit eingeschränkten Hygienestandards – konsequent über risikoreiche Nahrungsmittel in der Schwangerschaft aufgeklärt werden.



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Article published online:
19 May 2025

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