Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e121-e122
DOI: 10.1055/s-0045-1808554
Abstracts
Pädiatrische Intensivmedizin: Ethik/Eltern/Kommunikation

Gesundheitsrisiken durch Wasserperlen: Eine Analyse aus pädiatrischer Sicht

T Dresbach
1   Universitätsklinikum Bonn, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Bonn, Germany
,
P Förster
2   Universitätsklinikum Bonn, Informationszentrale gegen Vergiftungen, Bonn, Germany
,
A Müller
1   Universitätsklinikum Bonn, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Bonn, Germany
,
J Leyens
1   Universitätsklinikum Bonn, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Bonn, Germany
,
A Groteklaes
1   Universitätsklinikum Bonn, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Bonn, Germany
› Institutsangaben
 

Zielsetzung Wasserperlen sind kleine, dehydrierte Polymerkügelchen, welche nach Kontakt mit Wasser bis auf das Hundertfache ihrer ursprünglichen Größe anwachsen können. Ursprünglich als Flüssigkeitsreservoir für Schnittblumen entwickelt, werden sie zunehmend als Spielzeug für Kinder vermarktet.

Aktuelle Studien aus den USA dokumentieren eine deutliche Zunahme kindlicher Gefährdungen durch Wasserperlen. Am häufigsten werden Wasserperlen verschluckt, was zu einer intestinalen Obstruktion führen kann. Darüber hinaus können sie lokal destruktive Schäden in Nase und Ohr verursachen. Die Relevanz der Gesundheitsgefährdung durch Wasserperlen in Deutschland ist bislang unklar. Bisher gibt es keine Studie, die sich mit Prävalenz und Gefährdung durch Wasserperlen in Deutschland befasst. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, das Gefährdungspotential von Wasserperlen bei Kindern in Deutschland zu eruieren, um mögliche präventive Maßnahmen etablieren zu können.

Methoden Für die Untersuchung wurden Anfragen bei der Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn im Zeitraum von 2017 bis August 2024 ausgewertet, um Prävalenzen und Trends zu analysieren.

Ergebnisse Die Anzahl der Konsultationen im Zusammenhang mit Wasserperlen nahm im Studienzeitraum auf das fünffache zu. Das durchschnittliche Alter der betroffenen Kinder betrug 2 Jahre; der Großteil der Patienten war zwischen 6 Monaten und 6 Jahren alt. 58% der Betroffenen waren männlich. In 98% der Fälle lag eine Ingestion von Wasserperlen vor, in 2% wurden diese nasal eingeführt.

90% der Kinder blieben asymptomatisch. Eine Korrelation zwischen der Anzahl der verschluckten Wasserperlen (0 bis 100) und der Schwere der Symptomatik konnte festgestellt werden.

Zusammenfassung Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Gefährdung durch Wasserperlen in Deutschland zunimmt. Obwohl 90% der betroffenen Kinder asymptomatisch blieben, sind mögliche Langzeitfolgen, wie durch kanzerogene Inhaltsstoffe, zu berücksichtigen. Zudem deutet die mögliche hohe Dunkelziffer auf eine unzureichende Erfassung der Fälle hin.

Es ist wichtig, dass medizinisches Personal die potenziellen Risiken von Wasserperlen kennt und diese bei der Diagnosestellung berücksichtigt. Eine bessere Kennzeichnung und Warnhinweise auf den Verpackungen sowie gesetzliche Regularien sind essenziell, um Kinder zu schützen.

Die größte Limitation der Studie ist die ausschließliche Datenerhebung über die Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn, wodurch nur eine grobe Annäherung an die tatsächliche Inzidenz möglich ist.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025

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