Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2025; 53(03): 208
DOI: 10.1055/s-0045-1808618
Abstracts │ DVG
Posterpräsentationen
Groß - und Nutztiere

Ab sofort nur noch Hafermilch? Ein Update zur Vogelgrippe bei Milchkühen in den USA

T Britzke
1   Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
N J Halwe
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
J Schön
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
L Ulrich
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
A K Ahrens
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
R Piesche
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
V Pinho dos Reis
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
A Pohlmann
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
B Corleis
3   Institut für Immunologie, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
D Hoffmann
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
M Beer
2   Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
A Breithaupt
1   Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
› Author Affiliations
 

Einleitung Hochpathogene aviäre Influenzaviren (HPAIV) des Subtyps H5N1 der Klade 2.3.4.4b breiten sich seit 2021 in der amerikanischen Wildvogel- und Geflügelpopulation aus. Nach sporadischen Infektionen bei Säugetieren folgte der erste Nachweis von HPAIV H5N1 des neuartigen Genotyps B3.13 bei Milchvieh in Texas im März 2024. Jüngst kam es zu mehreren Fällen bei Beschäftigten in der Milch- und Geflügelwirtschaft. Zur Risikoabschätzung wurde experimentell die Empfänglichkeit und Pathogenese eines US-amerikanischen H5N1 B3.13 Rinderisolates mit einem aktuellen europäischem H5N1-Wildvogelisolat des Genotyps euDG (H5N1 euDG) bei Milchkühen vergleichend untersucht.

Material und Methoden Laktierende Kühe wurden intramammär mit H5N1 B3.13 oder H5N1 euDG inokuliert und täglich klinisch untersucht. In Nasen-, Maul-, Rektal- und Konjunktivaltupfern sowie Urin-, Milch-, Trinkwasser- und Organproben erfolgte der Virusgenomnachweis mittels PCR. Blut- und Milchproben wurden serologisch untersucht. Die histopathologische Untersuchung wurde mit immunhistochemischem Virusantigennachweis ergänzt.

Befunde Die ersten Krankheitsanzeichen traten einen Tag nach Infektion auf, u. a. mit Inappetenz, Fieber, Mastitis und Rückgang der Milchleistung um mehr als 90 %. Der Virusnachweis gelang aus Milch- und Euterorganproben, infektiöses Virus wurde bis Tag 8 und Virusgenom bis Tag 20 nach Infektion in der Milch nachgewiesen. Antikörper in Serum und Milch wurden ab Tag 7 detektiert. Im Euter zeigte sich zunächst eine akute, nekrotisierende Mastitis, im Verlauf mit zunehmend interstitiellen, lymphozytär-betonten Infiltraten. Virusantigen war auf das sekretorische Alveolarepithel und den Milchgang beschränkt.

Schlussfolgerungen Sowohl das amerikanische Säuger-Isolat (H5N1 B3.13) als auch ein aktuell in Europa zirkulierendes Wildvogel-Isolat (H5N1 euDG) verursachen dasselbe klinische und pathologische Bild mit massiver Virusausscheidung über die Milch. Die Virusreplikation war auf das Euter beschränkt, Anzeichen für eine systemische Ausbreitung gibt es nach intramammärer Inokulation nicht. Die Übertragung zwischen laktierenden Kühen erfolgt wohl primär über die Milch und den Melkvorgang.



Publication History

Article published online:
13 June 2025

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