Z Gastroenterol 2025; 63(05): e319
DOI: 10.1055/s-0045-1809198
Abstracts
2. Gastroenterologie

Klinisches Spektrum des Familiären Chylomikronämiesyndroms in einer Hochprävalenzpopulation – eine seltene Ursache der Splenomegalie und rezidivierenden Pankreatitis

G Strebinger
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
,
J Jabbour
2   UK f. Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria
,
D Reich
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
,
D Amberger
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
,
L Kedenko
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
,
K Mörwald
2   UK f. Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria
,
A Schneider
2   UK f. Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria
,
O Heath
2   UK f. Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria
,
B Paulweber
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
,
D Weghuber
2   UK f. Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Austria
,
E Aigner
1   UK f. Innere Medizin I, Salzburg, Austria
› Institutsangaben
 

Einleitung Das Familiäre Chylomikronämie-Syndrom (FCS) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung mit einer geschätzten Prävalenz von 1:1.000.000. Kennzeichnend ist eine ausgeprägte Hypertriglyzeridämie, typische klinische Manifestationen sind rezidivierende Pankreatitis-Episoden, Hepatosplenomegalie, abdominelle Schmerzen, eruptive Xanthome und ein milchig-trübes Serum.

Material und Methodik In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden Krankenakten von 18 genetisch gesicherten FCS-Patienten am Universitätsklinikum Salzburg analysiert. Es erfolgte die systematische Erfassung der demographischen Daten, Laborparameter, klinischen Manifestationen, Therapien und des Outcomes.

Ergebnisse Die Kohorte umfasst 18 Patienten (11 männlich, 7 weiblich), einschließlich 5 pädiatrischer Patienten (27,8%). Die regionale Prävalenz in Salzburg beträgt 29,7:1.000.000 mit signifikanter geografischer Häufung in einem alpinen Tal (870:1.000.000). Bei allen Patienten wurden Mutationen im Lipoproteinlipase (LPL)-Gen nachgewiesen (12 homozygot, 6 compound heterozygot). Die medianen Baseline-Triglyzeridwerte betrugen 2.224 mg/dl, mit medianen Maximalwerten von 4.255 mg/dl (Höchstwert: 23.195 mg/dl). Die Splenomegalie stellte bei 76,5% der Patienten ein häufiges klinisches Merkmal dar. Bei 84,6% der erwachsenen Patienten (11/13) war mindestens eine Episode akuter Pankreatitis dokumentiert, 90,9% (10/11) erlitten multiple Episoden. Alle erwachsenen, weiblichen Patientinnen (n=5) entwickelten eine akute Pankreatitis, bei 80% traten Hypertriglyzeridämie-assoziierte Episoden während der Schwangerschaft auf. Bei 23,1% der erwachsenen Patienten wurde eine exokrine Pankreasinsuffizienz diagnostiziert, während keine Hinweise für einen pankreopriven Diabetes Mellitus bestanden. Es wurde keine Pankreatitis-assoziierte Mortalität in der Kohorte festgestellt. Sechs erwachsene Patienten, welche zuvor zumindest 2 Pankreatitis-Episoden durchgemacht hatten, wurden mittels Antisense-Oligonukleotid-Therapie (Volanesorsen) therapiert. Es konnte eine mittlere Reduktion der Triglyzeridwerte um 65,1% erzielt werden. Unter der laufenden Therapie sind keine erneuten Pankreatitis-Episoden aufgetreten.

Zusammenfassung Die Ergebnisse dieser retrospektiven Kohortenstudie belegen die erhebliche Krankheitslast, die mit dem FCS einhergeht. Die rezidivierende Pankreatitis sowie die Splenomegalie stellen die häufigsten klinischen Manifestationen dar. Die außergewöhnlich hohe regionale Prävalenz ermöglicht die detaillierte Charakterisierung des klinischen Verlaufs dieser äußerst seltenen Stoffwechselerkrankung. Das gute Ansprechen auf innovative Therapieansätze unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnosestellung zur effektiven Prävention schwerwiegender Komplikationen, insbesondere rezidivierender Pankreatitis-Episoden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2025

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