Z Gastroenterol 2025; 63(05): e329
DOI: 10.1055/s-0045-1809213
Abstracts
3. Hepatologie

Grenzen und Möglichkeiten nichtinvasiver Fibrosemessungen: Test-Retest-Reliabilität

G Semmler
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
K Prier Lindvig
2   Odense University Hospital, Odense, Denmark
,
C Wu
2   Odense University Hospital, Odense, Denmark
,
L Simonis
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
J Embacher
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
P Hruska
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
P Andersen
2   Odense University Hospital, Odense, Denmark
,
L Balcar
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
M Jachs
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
M Trauner
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
A Krag
2   Odense University Hospital, Odense, Denmark
,
T Reiberger
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
T Scherzer
3   Sanatorium Hera, Wien, Austria
,
M Mandorfer
1   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
M S Thiele
2   Odense University Hospital, Odense, Denmark
› Institutsangaben
 

Einleitung Nicht-invasive Fibrose-Tests (NITs) werden in der Primär-, Sekundär- und Tertiärversorgung häufig eingesetzt. Da das Monitoring immer wichtiger wird, sind präzise NITs mit minimaler zufälliger Variabilität essenziell, um tatsächliche Veränderungen des Krankheitsverlaufs über die Zeit bewerten zu können. Ziel dieser Studie war es, die Test-Retest-Reliabilität und die kleinste Veränderung, die nicht zufälliger Variation entspricht (sog. Minimal detectable change, MDC) häufig verwendeter NITs in verschiedenen klinischen Szenarien zu untersuchen.

Material und Methodik Wir untersuchten retrospektiv die Test-Retest-Reliabilität von VCTE, Agile 3+, Agile 4, FIB-4, APRI, LiverPRO, CORE-Score, ELF und LiverRisk-Score in folgenden Szenarien in Europa: Kohorte I: n=52 Patienten mit hepatischer Steatose und metabolischer Dysfunktion; Kohorte II: n=146 Patienten, die sich einer Leberbiopsie aufgrund eines Verdachts auf Leberfibrose unterzogen; Kohorte III: n=45 Patienten mit klinisch signifikanter portaler Hypertension, die wiederholte Messungen des hepatischen venösen Druckgradienten (HVPG) zur Beurteilung des Ansprechens auf nicht-selektive Betablocker erhielten. Die Übereinstimmung wurde mit dem Intraclass-Korrelationskoeffizienten (ICC) analysiert, während der MDC absolut und relativ quantifiziert wurde.

Ergebnisse Der mediane VCTE-Wert betrug 5,3 kPa (IQR: 4,4–5,9) in Kohorte I, 10,5 kPa (9,1–14,2) in Kohorte II und 55,7 kPa (32,9–75,0) in Kohorte III. Alle NITs zeigten eine gute bis exzellente Übereinstimmung, wobei die niedrigste ICC für VCTE und die höchste für FIB-4 gemessen wurde. Die minimal nachweisbare Änderung (MDC) variierte je nach Kohorte und Testverfahren erheblich ([Abb. 1]).

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Abb. 1  Übersicht über Intraclass-Korrelationskoeffizienten (ICC; Übereinstimmung zwischen 2 Tests) sowie Minimal-detectable change (MDC; minimale Veränderung, die mit 95% Sicherheit nicht Zufall ist) in absoluter unter relativer Skala. ]

Zusammenfassung Trotz einer starken Übereinstimmung zwischen den NITs variiert die MDC – sowohl absolut als auch relativ – erheblich in Abhängigkeit von der Krankheitsausprägung und dem klinischen Kontext. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, spezifische Settings und Patientengruppen bei der Interpretation von Krankheitsverläufen zu berücksichtigen, da universelle Regeln für die Bewertung von NITs nicht anwendbar sind. In Screening-Settings könnten Schwellenwerte für relevante Veränderungen über 6 kPa (>70%) für VCTE,>0,2 (>35%) für FIB-4 und>0,65 (>12%) für ELF liegen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2025

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