RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0045-1809233
HCV-Prävalenz und Testraten unter Kindern mit neonatalem Abstinenzsyndrom und deren Müttern – unterschätzte Risikogruppen?
Einleitung Leitlinien empfehlen Hepatitis C Virus (HCV) Infektionsscreening für alle Schwangeren, sowie für Kinder HCV-infizierter Mütter. Der österreichische Eltern-Kind-Pass umfasst die Testung Schwangerer auf HIV (Humanes Immundefizienzvirus) und HBV (Hepatitis B Virus), jedoch kein HCV-Screening. HCV-Prävalenz und Risiko einer vertikalen HCV-Transmission sind unter Frauen, die intravenös Drogen konsumieren besonders hoch. Wir untersuchten HCV-Testraten und -Prävalenz unter Kindern mit neonatalem Abstinenzsyndrom (NAS; als Ausdruck pränatalen mütterlichen Opioidkonsums) und bei deren Müttern.
Material und Methodik Kinder, die wegen NAS zwischen 01/2014 und 07/2024 in unserer Klinik betreut wurden sowie deren Mütter wurden inkludiert. Schwangerschaftsverlauf, Geburtsmodus, demografische und virologische Parameter wurden erhoben.
Ergebnisse Die präliminäre Datenanalyse umfasst 148 Kinder, die 01/2014-06/2018 betreut wurden. Einundachtzig (54.7%) waren männlich, 65(43.9%) wurden mittels Sectio geboren; das durchschnittliche Gestationsalter (Median) war 39 Wochen. Das mediane Alter der 148 Mütter betrug 29 Jahre; 5(3.4)% waren HIV- und 3(2.0%) HBV-infiziert. In 20(13.5%) bestand ein Substanzkonsum ohne Substitutionstherapie, 128(86.5%) standen unter Opioidsubstitution. Bei 140/148(94.6%) Müttern wurden anti-HCV und/oder HCV-RNA bestimmt: 35(25.0%) wiesen eine viräme HCV-Infektion auf. Nur 12(34.3%) der 35 korrespondierenden Kinder erhielten eine HCV-Testung. Zusätzlich lag für 5(3.6%) anti-HCV positive Mütter keine HCV-PCR vor; die 5 Kinder dieser Mütter erhielten eine HCV-Testung. Bei 8 Müttern war der Infektionsstatus unbekannt; nur 4 dieser Kinder wurden getestet. Weitere 29 Kinder erhielten eine HCV-Testung, nachdem die dazugehörigen Mütter eine negative anti-HCV Serologie und/oder negative HCV-RNA PCR gezeigt hatten. Insgesamt fand sich bei 3/50(6.0%) getesteten Kindern, die mittels Sectio geboren wurden, eine vertikale HCV-Transmission; 2 wurden erfolgreich mit Glecaprevir/Pibrentasvir behandelt.
Zusammenfassung Das HCV-Screening für Schwangere ist gut etabliert und erlaubt die Identifikation von Kindern mit dem Risiko einer vertikalen HCV-Transmission. Aufgrund oft schwieriger sozioökonomischer Verhältnisse bleibt die ambulante HCV-Testung von intrauterin HCV-exponierten Kindern jedoch häufig aus. Die Aufnahme der HCV-Testempfehlung für Schwangere und Kinder in den Eltern-Kind-Pass könnte Leber-assoziierte Komplikationen vermeiden und die Versorgung deutlich verbessern.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany