Z Gastroenterol 2025; 63(05): e356
DOI: 10.1055/s-0045-1809263
Abstracts
4. Endoskopie

Somatische Mosaike im APC-Gen: Stolperfalle bei der Diagnose einer familiären adenomatösen Polyposis (FAP)

F Baumann-Durchschein
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Graz, Austria
,
S Bauchinger
2   Medizinische Universität Graz, Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz, Austria
,
K Kashofer
3   Medizinische Universität Graz, Diagnostik & Forschungsinstitut für Pathologie, Graz, Austria
,
M Pollheimer
3   Medizinische Universität Graz, Diagnostik & Forschungsinstitut für Pathologie, Graz, Austria
,
E Schreiner
4   Medizinische Universität Graz, Diagnostik & Forschungsinstitut für Humangenetik, Graz, Austria
,
L Gulden
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Graz, Austria
,
J Geigl
4   Medizinische Universität Graz, Diagnostik & Forschungsinstitut für Humangenetik, Graz, Austria
,
C Högenauer
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Graz, Austria
› Author Affiliations
 

Einleitung Hintergrund: Der genetische Hintergrund einer kolorektalen Polyposis bleibt in bis zu 30% der Fälle unklar. Bei Vorliegen einer adenomatösen Polyposis sollte stets an die Möglichkeit eines APC-Mosaiks gedacht werden. In diesen Fällen liegt eine pathogene APC-Variante in einer Zelllinie vor, die durch eine postzygotische Mutationen entstanden ist.

Material und Methodik -

Ergebnisse Fall-Bericht: Ein 17-jähriger männlicher Patient stellte sich in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Graz zur Abklärung von Anämie und Hämatochezie vor. Bei der Koloskopie wurden multiple (>100) Polypen mit einem Durchmesser von bis zu 2 cm festgestellt, die vorwiegend im linken Kolon lokalisiert waren. Die histologische Untersuchung ergab den Nachweis tubulärer Adenome mit geringgradiger Dysplasie. Die Gastroskopie zeigte zahlreiche kleine Polypen im Magenkorpus, die histologisch Drüsenkörperzysten entsprachen. Ein Gentest aus einer EDTA-Blutprobe hinsichtlich einer APC-Keimbahnmutation war negativ. Angesichts der typischen klinischen Merkmale, die auf eine klassische FAP hindeuten, ergab eine molekulare Analyse des Adenomgewebes das Vorhandensein einer APC-Mutation. Die vermutete APC-Mosaikmutation wurde anschließend in 3% einer peripheren Blutprobe bestätigt.

Zusammenfassung Schlussfolgerung: Ein Mosaik im APC-Gen kann für bis zu 50% der Fälle mit unklarer adenomatöser Colon-Polyposis verantwortlich sein. Der Schweregrad des Phänotyps ist abhängig vom Zeitpunkt des Gendefekts während der Embryogenese. Bei klinischem Verdacht einer FAP ohne Nachweis einer APC-Keimbahnmutation, sollte das Vorliegen eines Mosaiks in Betracht gezogen werden. Die Therapie- und Vorsorgeempfehlungen sind gleich wie bei einer heterozygoten APC-Keimbahnmutation. Die genetische Beratung ist häufig komplex, da das Vererbungsrisiko durch den Grad des Mosaiks in den Keimzellen beeinflusst wird und bis zu 50% betragen kann.



Publication History

Article published online:
13 May 2025

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