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DOI: 10.1055/s-0045-1809267
Erfolgsrate, Sicherheit und Rolle der Antibiotikaprophylaxe bei Cholangioskopien: Ergebnisse aus der Österreichischen Qualitätssicherungsmaßnahme „Benchmarking ERCP“
Einleitung Die direkte Cholangioskopie ist heutzutage fester Bestandteil der Diagnostik und Therapie benigner als auch maligner Gallengangserkrankungen. Der Einsatz der Cholangioskopie geht jedoch mit einer erhöhten Prozedurenkomplexität einher und kann potenziell das Risiko für Komplikationen, insbesondere Infektionen, steigern (1). Die aktuelle Leitlinie der ESGE zu ERCP-assoziierten Komplikationen empfiehlt daher die Gabe einer antibiotischen Prophylaxe bei Durchführung einer Cholangioskopie, um das Risiko einer Cholangitis zu minimieren (2).
Material und Methodik Anhand der Daten des Qualitätssicherungsprogramms „Benchmarking ERCP“ der ÖGGH haben wir die Erfolgs- und Komplikationsraten aller im Jahr 2024 dokumentierten Cholangioskopien der teilnehmenden Zentren analysiert und den ERCPs ohne Cholangioskopie gegenübergestellt.
Ergebnisse Im angeführten Zeitraum wurden 117 Cholangioskopien dokumentiert (3,4% aller ERCPs, n=3402), davon waren 116 auswertbar. Die jeweilige Zielsetzung der Intervention wurde in 82,6% der Cholangioskopien vollständig und in 11,3% teilweise erreicht. Die Gesamtkomplikationsrate lag bei 12,8% und unterschied sich nicht signifikant von der Rate bei ERCPs ohne Cholangioskopie (13,7%). Auch in Bezug auf spezifische Komplikationen wie post-ERCP-Pankreatitiden (5,1% vs. 5,4%) und post-ERCP-Cholangitiden (4,3% vs. 1,6%) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Eine Antibiotikaprophylaxe bei Cholangioskopie erhielten 76,5% der Patient:innen. Innerhalb der Cholangioskopie-Gruppe lag die Rate postinterventioneller Cholangitiden bei 4,5% unter Patient:innen mit Antibiotikaprophylaxe und bei 3,7% ohne Prophylaxe. Es bestand kein statistisch signifikanter Einfluss einer Antibiotikagabe auf eine post-ERCP-Cholangitis. Die Cholangioskopie wurde im Vergleich zu Standard-ERCPs signifikant häufiger als technisch anspruchsvoll bewertet (siehe [Tab. 1]).
Erfolgs,- und Komplikationsraten |
ERCP n=3402 |
ERCP+Cholangioskopie n=116 (3,4%) |
p-Wert |
---|---|---|---|
Gangdarstellung erfolgreich |
91,1 % |
99,1 % |
p=0,002 |
Sondierung erfolgreich |
90,8 % |
98,3 % |
p=0,006 |
Therapeutische Zielsetzung erreicht (%) |
87,5 % |
82,6 % |
p=0,003 |
Schwierigkeit subjektiv leicht (%) |
27,9 % |
11,2 % |
p=0,001 |
Schwierigkeit subjektiv schwer (%) |
15,5 % |
23,3 % |
p=0,001 |
Gesamtkomplikationen |
13,7 % |
12,8 % |
N.S. |
Post-ERCP-Pankreatitis |
5,4 % |
5,1 % |
N.S. |
Perforation |
0,9% |
0,9% |
N.S. |
Blutungen gesamt |
5,8 % |
0,9 % |
p=0.014 |
Schwere Blutungen |
0 ,5% |
0,0 |
N.S. |
ERCP n=3402 |
ERCP+Cholangioskopie n=116 |
p-Wert |
|
Antibiotikaprophylaxe (%) |
49,1% |
76,5% |
p<0,001 |
Post-ERCP-Cholangitis (%) |
1,6 % |
4,3% |
p=0,051 |
Zusammenfassung Die direkte Cholangioskopie stellt ein insgesamt sicheres Verfahren in der Gallenwegsdiagnostik und -therapie dar, wenngleich sie mit einer subjektiv schwieriger empfundenen prozeduralen Komplexität einhergeht. Trotz internationaler Empfehlungen für eine antibiotischen Prophylaxe (2) erhielten nur 76,5% der Patient:innen ein entsprechendes Regime. Interessanterweise hatte dies keinen signifikanten Einfluss auf die Inzidenz postinterventioneller Cholangitiden, wenngleich auch ein gewisser Trend pro Antibiotikagabe ersichtlich ist. Eine weitere Analyse mit einem größeren Datenpool in den kommenden Jahren einschließlich einer genauen Aufarbeitung bezüglich Indikation (Stein, Stenose) ist vorgesehen ([Table 2]).
ERCP+Cholangioskopie n=115 |
Mit Antibiotika n=88 |
Ohne Antibiotika n=27 |
p-Wert |
---|---|---|---|
Post-ERCP-Cholangitis (%) |
4,5% |
3,7% |
N.S. |
Publication History
Article published online:
13 May 2025
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