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DOI: 10.1055/s-0045-1810389
8 Monate altes Kind mit hepataler und lienaler Manifestation einer Tularämie
Vortragende:r: Marco Stöckl; marco.stoeckl@gesundheitsverbund.atAnamnese: Ein acht Monate altes Kind gelangt von einem anderen Krankenhaus an unsere pädiatrische Abteilung bei seit 10 Tagen progedienter Symptomatik nach Insektenstich. Es zeigt sich therapieresistentes Fieber bis 40 Grad, steigende Entzündungsparameter unter antibiotischer Therapie und Erbrechen.
Status: Reduzierter AZ bei Erstbegutachtung in der Ambulanz, das Kind wach und ansprechbar, jedoch sehr schlapp, Körpertemperatur 40 Grad, cervicale Lymphadenopathie, nuchal zeigt sich im Bereich des Haaransatzes eine 5 mm große, ulzerierte Wunde mit umgebendem Erythem, auf Druck lässt sich kein Pus exprimieren.
Bildgebung: Sonographie Abdomen am Aufnahmetag: Geringe Splenomegalie mit multiplen, disseminierten und hypoechogenen Läsionen in der Milz (DD: Mikroabszesse, DD: Granulome, DD: Lymphom), Lymphadenopathie im Oberbauch mit p.m. im Bereich des Milzhilus sowie um die Leberpforte.
Sonographie der cervicalen Lymphknoten: Cervicale Lymphadenopathie ohne Hinweis auf Einschmelzung oder Abszess-suspekte Formationen.
Es wurden in den darauffolgenden Tagen mehrere kurzfristige sonographische Verlaufskontrollen durchgeführt. Hierbei konnten im weiteren Verlauf auch in der Leber multiple, disseminierte und hypoechogene Läsionen festgestellt werden – in Zusammenschau mit den serologischen Befunden handelte es sich somit in erster Linie um granulomatöse Veränderungen in Milz und Leber.
Diagnose: Serologische Diagnostik ergab ein positives Ergebnis für Francisella tularensis, IgG (127 U/ml) und IgM (355 U/ml) – aufgrund der größeren Menge an IgM-Antikörpern wurde die Diagnose einer rezenten Infektion mit Francisella tularensis und daraus resultierender Tularämie mit granulomatösen Manifestationen in Milz und Leber gestellt.
Diskussion und Fazit: Bei disseminierten hypoechogenen Läsionen in Milz und/oder Leber bei febrilen Kindern sollten auch atypische Erreger und Krankheitsbilder in Erwägung gezogen werden – weitere serologische Abklärung auf atypische Erreger erfolgte nach der Abdomensonographie. Hepatische Manifestation bei Tularämie sind sehr selten.
Wichtige interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pädiatrie, Radiologie, Labormedizin und Infektiologie.
Genaue Anamneseerhebung: Im weiteren stationären Aufenthalt erfolgte eine nochmalige, genauere Anamnese, welche ergab, dass die Familie auf einem Bauernhof lebt und das Kind somit möglicherweise mehr in Kontakt mit potenziell infektiösen Tieren steht.
Publication History
Article published online:
25 August 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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