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DOI: 10.1055/s-0045-1810483
Alexithymie und Emotionserkennung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Anorexia nervosa: eine Längsschnittstudie
Einleitung: Ziel der Studie war es den Verlauf von Alexithymie und der Fähigkeit zur Emotionserkennung bei Jugendliche und jungen Erwachsenen mit Anorexia nervosa (AN) über den Behandlungszeitraum, sowie Zusammenhänge mit der Essstörungspathologie zu untersuchen.
Methoden: 91 weibliche Patientinnen mit AN (Alters-MW: 16 Jahre) erhielten entweder eine spezialisierte ambulante Therapie nach dem Maudsley Modell (MANTRa) oder eine psychotherapeutische Standardtherapie. Alexithymie (Toronto Alexithymie Skala) und Emotionserkennung (erfasst mit einem standardisierten Computer-Test) wurden vor Therapiestart und nach 12 Monaten erhoben, die Essstörungspathologie wurde in einem Zeitraum von 18 Monaten zu 4 Zeitpunkten erfasst.
Ergebnisse: Die Alexithymie, sowie die Reaktionsgeschwindigkeit der Emotionserkennung verbesserten sich unabhängig von der Gruppe signifikant über den Behandlungsverlauf (auch nach Kontrolle der Gewichtsveränderung). Die Fähigkeit zur Emotionserkennung war zudem abhängig von der Art der Emotion. Veränderungen in der Alexithymie waren mit Veränderungen in der Schwere der Essstörungssymptomatik assoziiert, wobei dieser Zusammenhang teilweise durch eine Verbesserung der depressiven Symptomatik vermittelt wurde.
Schlussfolgerung: Die gezielte Förderung emotionaler Kompetenzen in der Therapie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit AN sollte intensiviert werden. Insbesondere Behandlungselemente, die das Erkennen und Ausdrücken eigener Gefühle stärken, könnten sich positiv auf den Therapieverlauf auswirken. Psychoedukative Elemente, „expressive writing“ und Gruppentherapie könnten in dieser Hinsicht vielversprechend sein.
Publication History
Article published online:
15 September 2025
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