Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 194
DOI: 10.1055/s-0045-1810525
Abstracts
Short Talks | Neurobiologische und qualitative Befunde bei Essstörungen

Distraktoreneffekte von Essensstimuli in der Virtuellen Realität bei Patienten mit Binge-Eating-Störung

Authors

  • S Max

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
    3   Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit, Standort Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • K E Giel

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
    3   Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit, Standort Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • K Schag

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
    3   Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit, Standort Tübingen, Tübingen, Deutschland
 

Einleitung: Kognitive Prozesse, insbesondere die inhibitorische Kontrolle, spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Binge-Eating-Störung (BES). Diese Fähigkeit, impulsives Verhalten gegenüber irrelevanten Reizen zu unterdrücken, ist bei Personen mit BES beeinträchtigt – insbesondere bei hochkalorischen Essensreizen. Ziel ist es, veränderte kognitive Prozesse, insbesondere im Bereich der inhibitorischen Kontrolle, zu identifizieren, die sich in der Interaktion mit Essensreizen widerspiegeln und als mögliche Marker für BES dienen könnten.

Methoden: 32 alters- und geschlechtsgematchte Proband*innen mit und ohne BES (N=16/Gruppe; 11 w; M(Alter)BES: 25,4 J.; M(Alter)KG: 24,5 J.) wurden in einem VR-Paradigma untersucht. Dabei musste eines von zwei gleichzeitig präsentierten Objekten (Essen, Bürogegenstände, Bälle) korrekt erkannt und eingesammelt werden.

Ergebnisse: Ein signifikanter Interaktionseffekt (p<.001) zeigte sich: Während bei neutralen Distraktoren (Bürogegenstände) keine Unterschiede bestanden, reagierten Personen mit BES bei essensbezogenen Distraktoren verlangsamt: Bei der Identifikation, einem frühen kognitiven Prozess, zeigte sich eine trendweise Verlangsamung (p=.056), beim Einsammeln, einem verhaltensorientierten Prozess, zeigte sich eine signifikante Verlangsamung (p<.001).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf eine essensspezifische Beeinträchtigung der inhibitorischen Kontrolle im Sinne einer relativen Hemmung durch essensspezifische Distraktorreize bei BES hin. Die klinische Relevanz wird anhand weiterführender Analysen auf dem Kongress diskutiert.



Publication History

Article published online:
15 September 2025

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