Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 195-196
DOI: 10.1055/s-0045-1810530
Abstracts
Short Talks | Neurobiologische und qualitative Befunde bei Essstörungen

Mikrostrukturelle Veränderungen der weißen Substanz des Gehirns bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa

Authors

  • S Königsmann

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
  • F Bernardoni

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
  • S Ehrlich

    1   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Eigenständiger Bereich für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Dresden, Deutschland
    2   Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Zentrum für Essstörungen, Dresden, Deutschland
 

Einleitung: Bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa (AN) zeigen sich im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen (HCs) weitreichende strukturelle Gehirnveränderungen, hauptsächlich durch das Untergewicht bedingte Abnahmen. Ergebnisse verschiedener diffusionsgewichteter MRT-Studien wiesen auf eine veränderte Integrität der weißen Substanz hin. Die genauen Veränderungen der fraktionalen Anisotropie (FA), ein Maß zur Bestimmung der Faserbündel-Integrität, und eine mögliche Normalisierung nach partieller Gewichtszunahme sind noch nicht abschließend geklärt.

Methoden: Von 100 Patientinnen vor einer Gewichtszunahme (TP1), 74 Patientinnen nach einer Gewichtszunahme (TP2) und 147 HCs wurden diffusionsgewichtete Bilder erhoben, die mithilfe eines Nipype-Workflows prozessiert wurden. Anschließend wurden Gruppenvergleiche hinsichtlich regionaler, vom freien Wasser korrigierter FA-Werte mit Linear Mixed Effects Models analysiert.

Ergebnisse: Während Patientinnen zu TP1 überwiegend höhere FA-Werte als HCs hatten, zeigten sie zu TP2 reduzierte Werte in vielen Gehirnregionen im Vergleich zu TP1. Im Fornix war die FA zu TP1 im Vergleich zu HCs und auch im Vergleich zu TP2 signifikant erniedrigt. Diese deutlichen FA-Veränderungen ließen sich durch die BMI-Zunahme longitudinal vorhersagen.

Schlussfolgerung: Die dynamische Veränderung im Fornix sowie FA-Reduzierung in anderen Hirnregionen mit der Gewichtsnormalisierung stellen möglicherweise eine Normalisierung der Faserbündel-Integrität dar. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen BMI-Zunahme und mikrostrukturellen Veränderungen, welcher die Gewichtszunahme als zentraler Bestandteil der Therapie bei AN verdeutlicht.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. September 2025

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