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DOI: 10.1055/s-0045-1810537
“Wie siehst du deine Essstörungstherapie?” – Rückmeldungenaus einer informellen qualitativen Umfrage
Authors
Einleitung: Essstörungstherapie bedeutet mehr als Verhaltensänderung weg von selbstschädigendem Verhalten. Ein großer Teil der Krankheit findet im Kopf statt. Nach dem psychologischen Konzept der Funktionalität der Essstörung fördert die Verhaltensänderung in der Therapie die vormals kompensierten komplexen Emotionen wieder zutage. Sie zu erfassen und ‘gesund’ und langfristig aufzulösen ist zusätzlich zur Verhaltensänderung wichtig für nachhaltige Genesung. Da Emotionen individuell, nach Störungsbild, und im Verlauf der Therapie variieren, ist das schwerer als bei objektiven Parametern wie Gewicht und Essverhalten.
Methoden: Eine qualitative Umfrage sollte ein erster Versuch dafür sein. Mit Rueckmeldungen aus Vorgesprächen wurden 13 offene Fragen mit unbegrenzten Antwortfeldern zu verschiedenen Aspekten der Therapie (erste Anlaufstelle, Vorliegen von Essstörungsspezialisierung, hilfreiche und herausfordernde Aspekte) formuliert. Die Umfrage war anonym und wurde 50 Mal von einer heterogenen Stichprobe beantwortet.
Ergebnisse: Trotz indivuduell variierender Erfahrungen wurden Eindrücke gehäuft genannt. Eine spezifische Essstörungskompetenz über den Mindeststandard der generalisierten Ausbildung hinaus wurde als notwendige Grundvoraussetzung für Therapieerfolg genannt. Gleichzeitig sei es wichtig, über die Verhaltensebene hinaus individuell ursächliche Emotionen zu betrachten. Persönliche Ziele und verbesserter Umgang mit sich selbst waren die wichtigsten Motivatoren in der Therapie.
Schlussfolgerung: Mit hohen Reflexionsgrad und Informationsdichte bergen qualitative Umfragen ungenutztes Potential, Erfahrungen und Herausforderungen im Therapieverlauf besser zu verstehen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. September 2025
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