Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2025; 19(03): 210
DOI: 10.1055/s-0045-1810581
Abstracts
Freie Vorträge Essstörungen

Erhöhte Essstörungspsychopathologie bei Erwachsenen mit ARFID: Ausschluss oder Korrelat?

Authors

  • R Schmidt

    1   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig, Deutschland
  • J Preis

    1   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig, Deutschland
  • J Ilg

    1   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig, Deutschland
  • A-K Merz

    1   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig, Deutschland
  • A Hilbert

    1   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsbereich Verhaltensmedizin, Leipzig, Deutschland
 

Einleitung: Die diagnostischen Kriterien der Störung mit Vermeidung/Einschränkung der Nahrungsaufnahme (engl. ARFID) beinhalten den Ausschluss von Anorexia Nervosa und Körperbildproblemen. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass eine erhöhte Essstörungspsychopathologie auch bei Personen mit ARFID vorliegen kann. Diese Studie untersucht daher die Ausprägung und Korrelate von Essstörungspsychopathologie bei Erwachsenen mit ARFID-Symptomen.

Methoden: Daten von N=417 Teilnehmenden (30±9 Jahre, 77% weiblich) mit selbstberichteten ARFID-Symptomen (Nine Item ARFID Screener) bei gleichzeitigem Ausschluss von Anorexia Nervosa wurden im Rahmen einer Online-Studie ausgewertet. Von einer Teilstichprobe (n=102) liegt ebenfalls eine ARFID-Diagnose vor. Für Gruppenvergleiche wurden die Teilnehmenden mittels individuellen Matchings nach Alter und Geschlecht in 3 gleich große Gruppen nach Ausprägung der Essstörungspsychopathologie eingeteilt: niedrig (Eating Disorder Examination-Questionaire8 [EDE-Q8] Global Score<1), moderat (1≤EDE-Q8<4), hoch (EDE-Q8≥4).

Ergebnisse: Unter allen Teilnehmenden mit ARFID-Symptomen und -Diagnose wiesen 51%, 36% und 13% eine niedrige, moderate und hohe Essstörungspsychopathologie auf. Die individuell gematchten Gruppen (jeweils n=55) zeigten signifikante Unterschiede im Body-Mass-Index (kg/m2), der Depressivität und Angstsymptomatik, mit höheren Ausprägungen bei Erwachsenen mit hoher vs. moderater/niedriger Essstörungspsychopathologie.

Schlussfolgerung: Eine erhöhte Essstörungspsychopathologie muss kein Ausschluss für ARFID sein. Die aktuellen Ergebnisse verdeutlichen, dass eine erhöhte Essstörungspsychopathologie insbesondere bei Erwachsenen mit ARFID und Übergewicht/Adipositas vorliegt. Implikationen für Diagnostik und Behandlung werden diskutiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. September 2025

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