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DOI: 10.1055/s-0045-1810666
Alternative Rekonstruktion von pelvinen Defekten nach Rektumexstirpation – anatomische "Proof-of-principle"-Studie zur transobturatorischen vs. perinealen Gracilis-Transposition
Einleitung: Ausgedehnte beckenchirurgische Eingriffe (z.B. abdominoperineale Rektumexstirpation) erfordern regelmäßig eine plastische Deckung zur Vermeidung von Wundheilungsstörungen und eines Empty-Pelvis-Syndroms. Hierfür kommen v.a. der vertikale Rectus Abdominis-Muskellappen (VRAM), die Omentumplastik oder der Gracilis-Muskellappen zum Einsatz. Der Gracilis-Muskellappen eignet sich insbesondere für eine Rekonstruktion von kaudal, ist jedoch hinsichtlich seines Volumens limitiert.
Ziele: Ziel dieser "Proof-of-principle"-Studie waren die technische Durchführbarkeit und Evaluation einer transobturatorischen Gracilis-Transposition hinsichtlich der erreichbaren intrapelvinen Muskellänge im Vergleich zur konventionellen perinealen Transposition (Abb. 1).
Methodik: An Körperspendern (n=38, formalinfixiert) wurden morphometrische Daten (Muskellänge, Gefäßversorgung, Innervation) zum M. gracilis erhoben. Die Transposition des Muskels wurde konventionell perineal und transobturatorisch in das kleine Becken durchgeführt und die jeweils erreichbare intrapelvine Muskellänge gemessen (n=19). Zusätzlich wurden Techniken der Gefäßpedikelmobilisierung (Durchtrennung von Kollateralgefäßen; Inzision des M. adductor brevis) hinsichtlich ihrer Effektivität untersucht.
Ergebnis: Das Hauptgefäßpedikel (Länge: 8,8 cm; Eintrittspunkt: 13,3 cm) des M. gracilis (Länge: 37,2 cm) entsprang überwiegend aus der A. profunda femoris (94,4%). Unabhängig von den Gefäßpedikelvarianten war die transobturatorische Transposition in allen Präparaten technisch durchführbar. Die transobturatorische Transposition ergab eine signifikant größere intrapelvine Muskellänge gegenüber der perinealen Transposition (17,8 vs. 14,5 cm) (Abb. 2) und konnte durch Kollateralgefäßdurchtrennung (20,9 vs. 15,5 cm) sowie Inzision des M. adductor brevis (+1,0 cm) nochmals erhöht werden (Abb. 3). Die Transposition erfolgte entlang des Unterrandes des M. adductor brevis. Zur Schonung der obturatorischen Leitungsbahnen und der pelvinen autonomen Nervengeflechte wurde die Perforation des Foramen obturatum medialseitig am Ramus inferior ossis pubis durchgeführt mit einer Austrittsstelle kaudal des Arcus tendineus m. levatoris ani.
Schlussfolgerung: Die transobturatorische Gracilis-Transposition ist anatomisch durchführbar und kann aufgrund der signifikant größeren intrapelvinen Muskellänge eine Alternative zur konventionellen perinealen Gracilis-Transposition für die Rekonstruktion pelviner Defekte darstellen.
Präsentiert in der Sitzung: CACP: Rektumkarzinom
Freitag, 19. September 2025, 10:30 – 12:00, Saal 3
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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