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DOI: 10.1055/s-0045-1810671
Verbesserung der Beurteilbarkeit des Beckenbodens durch ein additives dynamisches Beckenboden-MRT im Vergleich zur alleinigen klinisch-proktologischen Untersuchung – ein Single-Center-Review
Einleitung: Zur Beurteilung von Beckenbodenveränderungen kommen klinisch-proktologische Untersuchung mit starrer Rektoskopie und das dynamische Beckenboden-MRT zur Anwendung. Diese radiologische Untersuchung ist bei nicht universeller Verfügbarkeit ein ressourcen- und kostenintensives Verfahren.
Ziele: Vergleichend wird die Reproduzierbarkeit klinisch-proktologisch erhobener Beckenbodenveränderungen in der MR-Defäkographie dargestellt. Eine Analyse der spezifischen Indikationsstellung zum MRT mit Vorschlägen zum wirtschaftlichen Einsatz dieser apparativen Diagnostik schließt sich an.
Methodik: Retrospektiv erfolgt an einem zertifizierten Beckenbodenzentrum die vergleichende Analyse an 110 Patienten, inwieweit die MR-Defäkographie signifikant abweichende bzw. komplementäre Befunde (Rektozele, Enterozele, Zystozele, Deszensus, Rektumprolaps, Analkanalbeschaffenheit) gegenüber alleiniger klinischer Untersuchung erbringt ([Abb. 1] [2]).




Ergebnis: Zwischen 2017 und 2021 konnten 110 Patienten eingeschlossen werden. Rektozelen und ein pathologischer Analkanal ist in beiden Untersuchungsmethoden fast gleich oft nachgewiesen (p<0,001). Der Nachweis von Enterozele, Zystozele und Deszensus perinei gelingt signifikant häufiger (p<0,001) im Beckenboden-MRT. Ein signifikanter Unterschied von Sensitivität, Spezifität sowie den Prädiktionswerten und somit signifikant unterschiedlichen Testergebnissen kann im Vergleich von klinisch-proktologischer Untersuchung und MR-Defäkographie nicht dargestellt werden. Ein Kostenoptimierungspotenzial bis ca. 50% zeigt sich bei strenger Indikationsstellung zum Beckenboden-MRT nach vollständiger, standardisierter klinischer Untersuchung. Bei klinisch nachgewiesener isolierter Rektozele oder alleinigem Rektumprolaps ist kein zusätzlicher Erkenntnisgewinn durch ein MRT zu erwarten. Bei klinischem Anhalt auf Senkungsprozesse in mehreren oder vorderem bzw. mittlerem Kompartiment wird die Indikation zur MRT-Diagnostik weiterhin gesehen. Das Beckenboden-MRT kann bei unsicherem klinischem Befund jedoch zur vollständigen Beurteilbarkeit beitragen.
Schlussfolgerungen: Die Indikation zum dynamischen Beckenboden-MRT sollte kritisch in Anbetracht limitierter Ressourcen geprüft werden. Bei isolierter Rektozele bzw. alleinigem Rektumprolaps ist kein zusätzlicher Benefit zu erwarten. Empfehlenswert ist die Anwendung eines standardisierten Untersuchungsbogens bei der klinischen Untersuchung zur Förderung einer umfassenden, nicht nur symptombezogenen Untersuchung.
Präsentiert in der Sitzung: CACP: Proktologie
Freitag, 19. September 2025, 17:00 – 18:30, Saal 3
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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