Z Gastroenterol 2025; 63(08): e400-e401
DOI: 10.1055/s-0045-1810692
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Oberer GI-Trakt: Ernährung & funktionelle Beschwerden Freitag, 19. September 2025, 09:45 – 11:13, MZF 4

Monozentrische retrospektive Analyse bei Alkaptonurie, einer ultraseltenen Aminoacidopathie: Diagnostischer Time lag, GI-Manifestationen und Therapie

K Yaqubi
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
J P Köhler
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
K von Gradowski
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
P May
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
C Poll
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
T Lüdde
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
S vom Dahl
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung: Die Alkaptonurie ist eine ultraseltene (1:200.000) autosomal-rezessive Störung des Aminosäurestoffwechsels (OMIM # 203500). Ursächlich ist ein Mangel an Homogentisinsäure-(HGA)-1,2-Dioxygenase (EC 1.13.11.5). Beim Abbau von Phenylalanin und Tyrosin entstehende Benzochinon-Derivate führen zu einer Schwarzfärbung des Urins und Destruktion des Knorpels sowie internistischen Folgeerscheinungen. Goldstandard der Diagnostik ist die Bestimmung der HGA-Ausscheidung im 24-h-Urin, die unbehandelt 4-15 g/d beträgt (Norm<30 mg/d). Nitisinon (2-(α,α,α,-trifluoro-2-nitro-p-toluoyl)-1,3-cyclohexanedione) ist seit 2020 zur Therapie zugelassen.

Ziel: Analyse des Time-Lags der Diagnose, Beschreibung der GI-Manifestationen und Charakterisierung der therapeutischen Erfolge von Nitisinon.

Methodik: Deskriptive Analyse der Erwachsenen-Kohorte am UKD mit kumulativ 138 Therapiejahren. Diese umfasst derzeit 37 Patienten (22-77 Jahre, w:m 17:20).

Ergebnisse: Nur 1/6 der Patienten wurde im Kindesalter anhand der Braunfärbung des Windelurins diagnostiziert. Der größte Teil der Patienten wurde aufgrund von ochronotischen Befunden gefunden, 10% durch Selbstdiagnose und Internetrecherche, 1/3 aufgrund von betroffenen Geschwistern. Die späteste Diagnose wurde bei einer 74jährigen Patientin gestellt. Degenerative Veränderungen des Bewegungsapparats waren sehr häufig (100%), invariabel ab dem 30. Lebensjahr, Rückenschmerzen durch Aufbrauch der Zwischenwirbelscheiben (92%) und der Intervertebralgelenke, eine zunehmende schwere Bewegungseinschränkung (54%), Ochronose (Verfärbung der Sklera sowie der Ohrmuschel) ab dem 4. Lebensjahrzehnt (87%), Achillessehnen- sowie Quadrizepsrupturen (13%) sowie Gelenkersatz (36%). Oft erst ab dem 5. Lebensjahrzehnt traten internistische Befunde auf: Aortenklappenfehler (14%), Aortenektasie (n=4), KHK (12%) sowie Cholelithiasis (35%) und Urolithiasis (27%). Mit Nitisinon (2-10 mg/d) kam es zu einer Normalisierung der HGA-Ausscheidung im Urin. Es trat eine Verbesserung der Ochronose auf, der Analgetikabedarf reduzierte sich. Nitisinon war gut verträglich. Die Compliance betrug 100%. Ein Patient verstarb vor Zulassung der Therapie. Zwei Patienten lehnen die Therapie ab.

Schlussfolgerung: Ochronose, Größenverlust und Verfärbung des Urins fehlen bei Erwachsenen fast nie. Die Krankheit wird zu spät diagnostiziert. Die Therapie mit Nitisinon eröffnet vermutlich neue Lebensperspektiven. GI-Manifestationen stehen nicht im Vordergrund.



Publication History

Article published online:
04 September 2025

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