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DOI: 10.1055/s-0045-1810710
Ausgeprägte tageszeitliche Variabilität des Auftretens von depressiven Symptomen und Fatigue bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Einleitung: Fatigue und Depression treten auch in Remission häufig auf und schränken die Lebensqualität ein. Die Symptome überlappen jedoch in großem Ausmaß, was es schwierig macht, die Krankheitsbilder sicher zu differenzieren um zielgerichtet zu behandeln. In dieser prospektiven Studie wurden psychologische und biologische Parameter im Alltag erfasst und deren Effekt auf Symptome von Depression und Fatigue bei Patienten mit CED untersucht.
Ziele: Identifikation spezifischer Symptomkombinationen, die eine bessere Unterscheidung zwischen Depression und Fatigue ermöglichen.
Methodik: Im Rahmen des ambulanten Assessments wurden 16 Patienten an sieben Tage in Folge sechsmal täglich zu depressiven Symptomen, Fatigue, Stressempfinden, Stimmung und Krankheitsaktivität sowie täglich zu Schlafdauer und -qualität befragt. Zusätzlich wurde die physische Aktivität durch einen EKG- und Bewegungssensor gemessen und Bioproben analysiert. Mit Hilfe multipler linearer Regressions- und Netzwerkanalysen wurden die Vorhersagemöglichkeit der o.g. Faktoren bezüglich Depression und Fatigue bei CED sowie unterschiedliche Muster statistischer Assoziationen analysiert.
Ergebnis: Selbst-berichtete Schlafqualität (p=.034) und Traurigkeitsgefühle (p=.045) konnten Symptome von Depression signifikant vorhersagen, während sich Fatigue allein durch schlechte Schlafqualität (p=.030) vorhersagen ließ. Netzwerkanalysen zeigten zwei verschiedene Muster auf: Symptome von Depression waren sowohl mit weniger positivem (p=.024) und mehr negativem (p=.012) Affekt als auch mit stärkeren Gefühlen von Müdigkeit (p=.014) im Alltag assoziiert. Fatigue war durch eine Unfähigkeit, sich entspannt zu fühlen (p=.002), schwerere Müdigkeit (p=.013) und Erschöpfung (p=.022) charakterisiert.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse legen nahe, dass depressive Symptome stärker mit dem Erleben negativer Emotionen im Alltag verbunden sind. Dies kann die Bereitschaft der Patienten an sozialen Interaktionen und Aktivitäten teilzunehmen verringern, was dann als Fatigue interpretiert wird. Im Gegensatz dazu steht bei Fatigue das Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung im Vordergrund, ohne dass dies mit negativen Emotionen verbunden ist. Daher könnte ein gezielter Ansatz für Patienten mit depressiven Symptomen darin bestehen, positive Emotionen auslösende Aktivitäten zu fördern, während für Patienten mit Fatigue entspannende Aktivitäten mit einer moderaten körperlichen Komponente, wie z. B. Yoga, in Frage kämen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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