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DOI: 10.1055/s-0045-1810723
Das Kurzdarmsyndrom nach Ileozökalresektion im Crohn-Modell geht mit entzündlichen Veränderungen und einer Verringerung kurzkettiger Fettsäuren im Colon einher
Einleitung: Das Kurzdarmsyndrom (KDS) bezeichnet ein seltenes und komplexes Krankheitsbild, welches häufig nach Ileozökalresektion (ICR) bei Morbus-Crohn-Patienten entsteht. Bisherige Studien konzentrierten sich auf Adaptationsmechanismen des Dünndarms. Vorarbeiten zeigen jedoch, dass im KDS ebenfalls dysbiotische Veränderungen im Colon auftreten, die den Krankheitsverlauf beeinflussen können [Berlin et al. 2023: doi:10.1152/ajpgi.00201.2022].
Ziele: Ziel dieser Studie war es, die funktionellen Veränderungen des Colons und den Einfluss der chronischen Ileitis auf die Adaptation beim KDS zu untersuchen.
Methodik: Mäuse mit einer spontanen, Crohn-ähnlichen Ileitis (SAMP1/YitFc, SAMP1, n=49) und parentale Kontrollen (AKR, n=45) beider Geschlechter wurden einer 40%igen ICR mit jejunokolischer End-zu-End-Anastomose oder Transsektion ohne Resektion (Sham) unterzogen. Adaptation und Entzündung wurden, histologisch im Dünndarm und Colon, durch Lipocalin-2 Messungen im Plasma und Stuhl sowie anhand der mRNA-Expression von Il4 und Infγ in den mesenterialen Lymphknoten bewertet. Kurzkettige Fettsäuren (SCFA) wurden im Zökum und Stuhl quantifiziert.
Ergebnis: In SAMP1 Mäusen waren Gewichtsverlust, Diarrhöe und morphologische Adaptation nicht signifikant schlechter als in den Kontrollen. Nach ICR normalisierten sich lokal erhöhte Il4- und Infγ mRNA Level (d0 vs. d14 p≤0,05) und es reduzierte sich der Entzündungs-Score des Dünndarms (d0 vs. d14, p≤0,01). SAMP1 Mäuse hatten im Vergleich zur Kontrolle präoperativ erhöhte Acetat-, Isobutyrat- (p≤0,05), Butyrat- (p≤0,01) und Propionat- (p≤0,0001) Konzentrationen im Zökum. Weiterhin führte die ICR in beiden Stämmen an d14 zu einer Verringerung von SCFAs im Stuhl (Acetat SAMP1 p<0,01; Butyrat SAMP1 p≤0,01; Iso-Butyrat SAMP1, p≤0,0001; AKR p≤0,05, Propionat SAMP1, p≤0,001; AKR, p≤0,01, Iso-Valerat AKR, p≤0,05) im Vergleich zur präoperativen Konzentration. Eine postoperative Erhöhung von Lipocalin-2 im Stuhl beider Stämme deutet auf Crohn-unabhängige entzündliche oder adaptive Veränderungen nach ICR hin.
Schlussfolgerung: Die kolonische Adaptation nach ICR wurde erstmalig in einem Crohn-Modell untersucht. Die Entzündung in SAMP1 Mäusen ist nach ICR verringert und beeinträchtigt die morphologische Adaptation des Dünndarms in diesem Crohn-Modell nicht. Die ICR geht mit einer Dysbiose und Reduktion bakterieller Metabolite einher, die entzündliche und funktionelle Veränderungen des Colons beim KDS bedingen könnten.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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