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DOI: 10.1055/s-0045-1810761
Unterschiedliche Inflammationsphänotypen sind mit der Krankheitsprogression des infektions- und alkoholbedingten Akut-auf-chronischen-Leberversagen (ACLF) assoziiert
Einleitung: ACLF tritt bei Patienten mit Leberzirrhose auf und ist durch Multiorganversagen und eine hohe Sterblichkeit gekennzeichnet. Die beiden häufigsten Auslöser des ACLF sind Infektionen (inf) und die schwere alkoholbedingte Hepatitis (sAH). Abhängig vom jeweiligen Trigger zeigen sich unterschiedliche klinische Phänotypen, die sich anhand der Verteilung der Organversagen unterscheiden. Trotz dieser Unterschiede ist die Letalität in beiden Gruppen vergleichbar hoch. Da die systemische Inflammation eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie des ACLF spielt, liegt die Vermutung nahe, dass den klinischen Phänotypen auch unterschiedliche Inflammationsphänotypen zugrunde liegen.
Ziele: Die Zytokin- und Biomarkerprofile von Patient:innen mit akuter Dekompensation (AD) und (sAH- bzw. inf-) ACLF bzgl. dem Krankheitsverlauf und Prognose zu beschreiben und vergleichen.
Methodik: Eingeschlossen wurden 1019 Patienten aus drei Observationsstudien (CANONIC, PREDICT, ACLARA) mit entweder sAH-AD oder ACLF und inf-ACLF (sAH-AD, n=546; sAH-ACLF, n=239; inf-ACLF, n=234). Analysiert wurden Laborparameter und Biomarker, die mit Inflammation, Organ- oder Albuminfunktion assoziiert sind. Es wurden uni-/multivariable Regressionsanalysen durchgeführt, um die Biomarker in Bezug auf den Krankheitsverlauf zu untersuchen.
Ergebnis: IL-6, IL-17A, TNF-α, IL-10, IFN-γ, G-CSF und Copeptin waren signifikant erhöht bei inf-ACLF im Vgl. zu sAH-ACLF, während IL-8 und Eotaxin bei sAH-ACLF im Vgl. zu inf-ACLF erhöht waren. IL-6 und Eotaxin unterschieden sAH-ACLF und inf-ACLF unabhängig voneinander. In multivariaten Analysen war IL-10 (HR: 1,28; p<0,001) der einzige Prädiktor für die Letalität bei sAH-ACLF und IL-8 (HR: 1,13; p<0,001) im inf-ACLF. In der Gruppe der Patienten mit sAH-AD, die innerhalb von 28 Tagen ein ACLF entwickelten, waren IL-6, TNF-α, NGAL, Copeptin und HNA2 signifikant erhöht im Vergleich zu den sAH-AD Patienten ohne ACLF Entwicklung. IL-8 und HNA2 unterschieden sAH-AD und sAH-ACLF unabhängig voneinander.
Schlussfolgerung: Die Resultate unserer Studie deuten darauf hin, dass die immunologischen Profile der einzelnen ACLF-Subtypen unterschiedlich sind. Daraus schließen wir, dass möglicherweise je nach ACLF Auslöser, unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen eine Rolle spielen. Zukünftig sollte evaluiert werden, ob die Integration dieser Marker in prognostische Algorithmen helfen kann das Management dieser Patienten zu optimieren.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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