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DOI: 10.1055/s-0045-1810764
Outcome und Risikofaktoren chirurgischer Eingriffe bei PatientInnen mit Leberzirrhose – Pilotergebnisse aus dem deutschlandweiten Register
Einleitung: Chirurgische Eingriffe bei PatientInnen mit Leberzirrhose sind mit einer im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöhten Mortalität assoziiert. Die Identifikation von Risikofaktoren zur Einschätzung des Operationsrisikos ist daher in dieser Kohorte von großer Bedeutung. Deutschlandweite Daten zum postchirurgischen Outcome liegen bislang nur unzureichend vor, insbesondere in Bezug auf das akut-auf-chronische Leberversagen (ACLF).
Ziele: Die Rolle von akuter Dekompensation (AD) und ACLF auf das Outcome im Kontext von chirurgischen Eingriffen bei PatientInnen mit Leberzirrhose an deutschen Universitätszentren zu untersuchen.
Methoden: In dieser multizentrischen, retrospektiven Kohorte wurden 1001 PatientInnen mit Leberzirrhose und chirurgischen Eingriffen im Zeitraum zwischen 2016-2023 aus 10 tertiären Zentren eingeschlossen. AD/ACLF zum Zeitpunkt des Eingriffs und im postoperativen Verlauf, die Dringlichkeit des Eingriffs und Operationstypen wurden detailliert charakterisiert. Der primäre Endpunkt war Entwicklung eines ACLF oder ACLF-assoziierter Mortalität innerhalb von 90 Tagen.
Ergebnis: In der Gesamtkohorte waren 59% (n=587) der Eingriffe abdominell, 73% (n=722) wurden elektiv durchgeführt. Bei 56% (n=565) lag ein Stadium Child A der Leberzirrhose vor. Der mediane MELD-Score lag bei 10 (6-36) Punkten. Bei Notfalleingriffen lag signifikant häufiger ein AD/ACLF zum Zeitpunkt der Indexoperation vor (23 vs. 70%, p<0,001), das 90-Tage Überleben war signifikant schlechter (14 vs. 39%, p<0,001) im Vergleich zu elektiven Eingriffen. Eine postoperative de-novo ACLF-Episode innerhalb von 90 Tagen trat in 24% (n=243) der Gesamtkohorte auf und war mit erheblicher Kurzzeitmortalität vergesellschaftet (19 vs. 77%, p<0,001), auch bei der Betrachtung nur elektiver Eingriffe (15 vs. 74%, p<0.001). Dabei hatte ein ACLF Grad III die schlechteste Prognose, jedoch verstarben auch ca. 20% der PatientInnen, die postoperativ ein ACLF Grad I entwickelten. Eine Dekompensation war bei PatientInnen ohne ACLF und elektiven Eingriffen zur Baseline ein Risikofaktor, innerhalb von 90 Tagen ein de-novo ACLF zu entwickeln oder zu versterben (Child A vs. B/C: HR 3.6, p<0,001; MELD≤oder>10: HR 3,2, p<0,001).
Schlussfolgerung: Ein postoperatives ACLF ist mit 24% ein häufiges Phänomen. Das Auftreten eines ACLF jedweden Grades ist mit einer erhöhten postoperativen Mortalität assoziiert. Dekompensationen zum Zeitpunkt der Operation sind prognostisch ungünstig, ihre optimale Behandlung sollte interdisziplinär diskutiert werden.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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