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DOI: 10.1055/s-0045-1810797
Risikofaktoren für Ösophagusvarizenblutung nach Ligaturtherapie – eine retrospektive unizentrische Analyse
Einleitung: Die Ösophagusvarizenblutung stellt eine schwerwiegende Komplikation des portalen Hypertonus dar, welcher oft bei Leberzirrhose vorliegt. Eine etablierte Prophylaxe sowie Therapieverfahren bei höhergradigen Varizen ist die Gummibandligatur. Routinemäßig erfolgt hierbei eine kurzzeitige stationäre Überwachung. Häufigkeit und Zeitpunkt der postinterventionellen Komplikationen sowie insbesondere der Nachblutungsrate bleibt aufgrund fehlender Daten jedoch unklar. Ziel dieser retrospektiven Analyse war eine strukturierte Risikobewertung für Nachblutungen sowie die Identifikation von patienten- und verfahrensspezifischen Risikofaktoren.
Methodik: Es wurden unizentrisch die Daten von 233 Patienten sowie insgesamt 616 Interventionen untersucht, welche zwischen Januar 2019 und Februar 2023 am TUM Klinikum rechts der Isar eine Ösophagusvarizenligatur erhalten haben. Das Auftreten einer post-banding Blutung binnen 21 Tagen wurde analysiert. Zudem wurden Patientencharakteristika, Laborparameter sowie Interventionseigenschaften erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte mittels R und SPSS.
Ergebnisse: In 4,9% (60/616) der Interventionen kam es zu einer post-banding Blutung. Hierbei war die Blutungsrate deutlich höher, wenn die Intervention notfallmäßig erfolgte (20,8% vs. 2,6%, p<0,001). Weitere Risikofaktoren waren aktiver Alkoholabusus (50% vs. 20,3%, p<0,001) sowie eine kompromittierte Leberfunktion gemessen anhand von Child-Pugh- oder MELD-Score (p<0,001). Eine vorliegende Thrombozytopenie (<50 G/l) oder die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) hatten keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Nachblutungsrate.
Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass eine elektive Ösophagusvarizenligatur insgesamt eine sichere Intervention mit nur geringem Nachblutungsrisiko darstellt. Risikofaktoren für eine Blutung nach Ligatur waren ein aktiver Alkoholabusus sowie eine eingeschränkte Leberfunktion, ebenso wie eine notfallmäßige Intervention in der Blutungssituation. Dagegen zeigte sich auch unter Einnahme von ASS sowie bei Thrombozytopenie keine Risikoerhöhung. Mit diesen Erkenntnissen soll eine gezielte Risikostratifizierung ermöglicht und somit das postinterventionelle Management optimiert werden.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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