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DOI: 10.1055/s-0045-1810798
Inzidenz und prognostische Relevanz COVID-19 assoziierter Depression bei Patient:innen mit Leberzirrhose: Ergebnisse einer longitudinalen Kohorten-Studie
Einleitung: Die COVID-19-Pandemie führte weltweit zu einem signifikanten Anstieg psychischer Erkrankungen, v.a. bei Menschen mit chronischen Erkrankungen. Über die psychische Belastung von Menschen mit Leberzirrhose (LC) während der Pandemie liegen nur begrenzte Daten vor. Unklar ist zudem, ob das Auftreten einer Depression prognostisch relevant ist.
Ziele: Erfassung Prävalenz und Auswirkung von Depression bei hospitalisierten Patienten mit und ohne LC auf den Krankheitsverlauf in verschiedenen Pandemiephasen.
Methodik: Retrospektiven Analyse dreier Kohorten stationärer Patienten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten behandelt wurden: Kohorte 1 (prä-COVID): April–Juni 2019; Kohorte 2 (COVID- Kohorte): April–Juni 2020; Kohorte 3 (post-COVID): April–Juni 2024. Screening auf Depression mittels Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4). Prospektives Follow up der COVID-Kohorte über 12 Monate, primärer Endpunkt: hydrope/ metabolische Dekompensation mit notwendiger Hospitalisierung.
Ergebnis: Analyse von n=603 Patienten, n=294 mit LC (LC; Kohorte 1/2/3: n=110/129/55) und n=309 ohne Lebererkrankung (non-LD; n =104/101/104). In Kohorte 1 lag die Prävalenz der Depression bei 3,6 % (LC) vs. 2,8 % (non-LC) (p =0,75), Kohorte 2: 19 % vs. 3,9 % (p <0,005), Kohorte 3: 3,5 % vs. 2,8 % (p =0,81). Mittels multivariater Regressionsanalyse unter Einbezug von Alter, Geschlecht, Leberfunktion, Vorliegen LC sowie pandemiebedingter Exposition Identifikation von letzterem als signifikanter Risikofaktor (RF) für das Auftreten von Depressionen (OR: 4,6; 95 %-KI: 1,6–17,2; p =0,03). In der COVID-Kohorte traten Dekompensationen während des Follow-up signifikant häufiger bei depressiven Menschen auf (58% vs. 21%; p=0.04). In der multivariaten Analyse waren nur Depression (OR: 2.2; 95% CI: 1.19- 8.79) und Child-Pugh Score (OR: 3.3, 95% CI: 1.6- 5.7) signifikante RF für eine neuerliche Dekompensation.
Schlussfolgerung: Die COVID-19 Pandemie führte zu einem signifikanten Anstieg von Depression bei Menschen mit Leberzirrhose, was deren Anfälligkeit gegenüber externen Stressoren belegt. Depression ist dabei ein unabhängiger Risikofaktor für eine neuerliche Dekompensationen. Zwar ist die psychische Belastung in der post-pandemischen Phase rückläufig, allerdings unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit frühzeitiger psychologischer Diagnostik und zielgerichteter Interventionen bei Menschen mit fortgeschrittener Lebererkrankung – v.a. im Kontext globaler Gesundheitskrisen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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