Z Gastroenterol 2025; 63(08): e472
DOI: 10.1055/s-0045-1810810
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
MASLD und mehr: Genetische und metabolische Lebererkrankungen im Fokus Donnerstag, 18. September 2025, 09:30 – 10:50, Seminarraum 14 + 15

Inzidenz und Prävalenz der Metabolischen Dysfunktion-assoziierten Steatohepatitis (MASH) in Deutschland: Eine Analyse von Krankenkassendaten

F Tacke
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum (CVK) and Campus Charité Mitte (CCM), Medical Department, Division of Hepatology and Gastroenterology, Berlin, Deutschland
,
Y Kim
2   Madrigal Pharmaceuticals Inc, West Conshohocken, Vereinigte Staaten
,
T Ramezani
2   Madrigal Pharmaceuticals Inc, West Conshohocken, Vereinigte Staaten
,
C Maas
3   PharmaLex GmbH, part of Cencora Inc, Hannover, Deutschland
,
P Rydqvist
2   Madrigal Pharmaceuticals Inc, West Conshohocken, Vereinigte Staaten
,
J O’Donnell
2   Madrigal Pharmaceuticals Inc, West Conshohocken, Vereinigte Staaten
,
J M Schattenberg
4   Saarland University Hospital, Department of Internal Medicine II, Homburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung: Patient:innen mit MASH können an Leberzirrhose oder hepatozellulärem Karzinom erkranken, was eine erhebliche Belastung sowohl für die Betroffenen als auch Kostenträger darstellt. Schätzungen zufolge könnte bis 2030 etwa 6% der deutschen Bevölkerung von MASH betroffen sein. Dennoch ist die Epidemiologie der diagnostizierten MASH in Deutschland unzureichend untersucht. Ursachen der Unterdiagnostizierung könnten unzureichende Sensibilisierung der Ärzte, Leberbiopsien als Diagnose-Standard und das Fehlen spezifischer pharmakologischer Behandlungen sein.

Ziele: Ziel dieser Studie war es, die kodierten Inzidenz- und Prävalenzraten von MASH in Deutschland 2023 zu ermitteln und die Patient:innen nach Alter, Geschlecht und diagnostischen Tests zu charakterisieren.

Methodik: Es wurde eine retrospektive Analyse von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung, repräsentativ für 4,7% der deutschen Bevölkerung, für den Zeitraum vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2023 durchgeführt. Die kodierte MASH-Prävalenz und Inzidenz wurde anhand des ICD-10-GM-Diagnosecodes K75.8 mindestens einmal stationär oder zweimal ambulant im Jahr 2023 identifiziert. Für inzidente Fälle durfte innerhalb eines zweijährigen Vorbeobachtungszeitraums keine MASH-Diagnose vorliegen. Zudem durften während des gesamten Studienzeitraums keine anderen Lebererkrankungen vorliegen. Diagnostische Tests wurden anhand der Kodes für Biopsie, Elastographie oder andere nicht-invasive Verfahren identifiziert.

Ergebnis: Die Prävalenzrate von MASH für 2023 wurde auf 0,08% geschätzt, was hochgerechnet 64.466 (95% KI 62.084–66.916) Patient:innen entspricht. Die Inzidenzrate betrug 0,01%, was geschätzten 9.643 neu-diagnostizierten MASH-Fällen in der deutschen Bevölkerung entspricht (95% KI 8.735–10.619). Das Durchschnittsalter der Betroffenen mit bestehender MASH-Diagnose lag bei 59,6 Jahren, 47,1% waren weiblich. Bei neu diagnostizierten Patient:innen lag das Durchschnittsalter bei 56,2 Jahren. Leberbiopsien, Elastographien oder andere nicht-invasive diagnostische Tests wurden bei 35,0% der prävalenten Patient:innen durchgeführt.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zu modellierten Prävalenzschätzungen zeigt unsere Studie, dass MASH in Deutschland erheblich unterdiagnostiziert und unterkodiert ist. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Notwendigkeit einer stärkeren Sensibilisierung und den Einsatz nicht-invasiver diagnostischer Tests zur Diagnosestellung und Risikostratifizierung von MASH-Patient:innen.



Publication History

Article published online:
04 September 2025

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