Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1810829
Gender-Effekt auf den Verlauf der chronischen Hepatitis B-Virusinfektion: männliches Geschlecht als ungünstiger prognostischer Faktor
Authors
Einleitung: Weltweit fordern Komplikationen der chronischen Hepatitis B Virus (HBV-) Infektion>1 Mio Todesopfer pro Jahr. Eine kurative Therapie fehlt bislang. Nucleos(t)id-Analoga supprimieren effektiv die Viruslast und sind als Langzeit-Therapie nur bei Patienten mit erhöhtem Progressionsrisiko der Lebererkrankung (HBV-DNA>2000 IU/ml, erhöhte Transaminasen) indiziert. Daten aus einer asiatischen Beobachtungsstudie wiesen darauf hin, dass bei Männern ein erhöhtes Risiko für den Progress einer Lebererkrankung besteht.
Ziele: Ob dieser Befund auf europäische Kohorten mit differentem Genotyp-Spektrum übertragbar ist, und ob sich hieraus auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Therapieindikation ergeben, ist bislang nicht untersucht. Diese Frage soll adressiert werden.
Methodik: 450 Patienten mit einer chronischen, therapienaiven HBV-Infektion wurden retrospektiv über minimal 5 und maximal 10 Jahre beobachtet (282 Patienten davon über 10 Jahre). Primärer Endpunkt war der Beginn einer antiviralen Therapie. Sekundäre Endpunkte waren das Auftreten eines HCC und die Erstdiagnose einer Leberzirrhose.
Ergebnis: Der primäre Endpunkt wurde bei insgesamt 220 (48,9%) Patienten erreicht, davon waren 85 Frauen (Therapiebeginn nach 3,6 Monaten [Median]) und 135 Männer (Therapiebeginn nach 4,1 Monaten [Median], p=0,797). Das männliche Geschlecht war signifikant mit dem Beginn einer antiviralen Therapie assoziiert (Männer n=135 [56,7%]; Frauen n=85 [40,6%]; p=0,0004). Männer wiesen ein erhöhtes Risikoprofil auf, mit signifikant höherer Viruslast zur Baseline (Viruslast Männer: Median 6622 [IQR 4 724 277] vs Frauen: 3723 [54 800] IU/ml; p=0,0030), während eine erhöhte ALT nicht signifikant mit einem Geschlecht assoziiert war (Männer: n=107, Frauen: n=87; p=0,1389). Hinsichtlich der sekundären Endpunkte bestand ebenfalls eine signifikante Assoziation mit dem männlichen Geschlecht (Leberzirrhose Männer: n=14, Frauen: n=3, p=0,0131; HCC Männer: n=17, Frauen: n=2; p=0,0010).
Schlussfolgerung: Das männliche Geschlecht ist mit einem ungünstigen klinischen Verlauf der chronischen HBV-Infektion assoziiert. Dies ist mit einer höheren Viruslast bei Männern assoziiert und führt dazu, dass Männer häufiger eine antivirale Therapie benötigen. Dieser Gender-Effekt sollte bei der Betreuung von Patienten mit chronischer HBV-Infektion, z.B. bei der Festlegung von Kontroll-Intervallen, berücksichtigt werden.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany