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DOI: 10.1055/s-0045-1810843
Gegensätzliche prognostische Effekte der TTCT- und BCP-Mutationen bei chronischer HBV: Modulation von oxidativem Stress, mitochondrialer Funktion und fibroseassoziierten Signalwegen
Einleitung: Bei inaktiven Trägern des Hepatitis-B-Virus (HBV) ist die vierfache Mutation GCAC1809-1812TTCT (TTCT) im Basal Core Promoter (BCP) und im HBx-Gen lokalisiert. Sie tritt häufig gemeinsam mit der BCP-Doppelmutation A1762T-G1764A auf. Diese Kombination ist mit einem niedrigeren HBV-DNA-Spiegel und damit mit einer günstigeren Prognose assoziiert. Frühere in-vitro-Daten deuten auf eine verminderte Replikation und reduzierte HBeAg-Spiegel hin.
Ziele: Ziel dieser Studie war es, die funktionelle Rolle der TTCT-Mutation im genomischen Kontext von HBV zu untersuchen. Besonderes Augenmerk lag auf der Analyse positionsabhängiger Effekte in supragenomischen Konstrukten sowie auf potenziellen Auswirkungen auf Signaltransduktion, oxidativen Stress und mitochondriale Funktion, mit Blick auf eine mögliche Bedeutung als prognostischer Marker.
Methodik: Supragenomische Konstrukte, die entweder nur die BCP-Doppelmutation oder zusätzlich die TTCT-Mutation in der Core-Region, im HBx oder in beiden Regionen enthielten, wurden in Huh7-Zellen transfiziert. Anschließend wurden Kinome-Profiling, Luciferase-Reporter-Assays, Durchflusszytometrie zur Quantifizierung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) sowie Immunfluoreszenz zur Bestimmung der subzellulären Verteilung von HBx durchgeführt.
Ergebnis: Kinome-Analysen zeigten, dass TTCT-Mutanten eine signifikante Dysregulation fibroseassoziierter Kinasen und inflammatorischer Signalwege verursachten, darunter eine 1,5-fache Aktivierung von MAPK- und Zellzykluskinasen im Vergleich zu BCP-Mutanten (p<0,05). Zudem wurde eine gesteigerte Nrf2/ARE-abhängige Promotoraktivität (2-fache Erhöhung der NQO1-Expression; p<0,05) sowie eine Reduktion ROS-positiver Zellen beobachtet. Immunfluoreszenzanalysen belegten eine veränderte HBx-Subzellverteilung, reduzierte Mitochondrien-Kolokalisation und geringere mitochondriale Fragmentierung ([Abb. 1]).


Schlussfolgerung: Die TTCT-Mutation, insbesondere in der HBx-Region, zeigt Mechanismen, die zu einer Abschwächung oxidativen Stresses, zu veränderter mitochondrialer Dynamik und zu einer Modulation fibroseassoziierter Signalwege führen. Diese Ergebnisse liefern einen Erklärungsansatz für die prognostisch günstige Wirkung von TTCT bei chronischer HBV-Infektion und unterstreichen ihr Potenzial als funktioneller Biomarker.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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