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DOI: 10.1055/s-0045-1810880
Real-World-Daten zur Erstlinientherapie der Helicobacter pylori-Eradikation in Deutschland: Ergebnisse aus dem Hp-EuReg mit Fokus auf die Prävention des Magenkarzinoms
Einleitung: Helicobacter pylori (H. pylori) ist ein wesentlicher Risikofaktor für das Magenkarzinom. In Deutschland, einem Land mit mittlerem Erkrankungsrisiko, empfehlen die aktuellen S3-Leitlinien ein zielgerichtetes Test-and-Treat-Verfahren bei definierten Risikogruppen zur Prävention des Magenkarzinoms. Daten zur Umsetzung dieser Empfehlungen und zu eingesetzten Therapieformen in der klinischen Praxis sind bislang begrenzt.
Ziele: Ziel dieser Studie war es, Indikationen und Ergebnisse der H. pylori-Eradikationstherapie in deutschen Zentren im Rahmen des europäischen Registers Hp-EuReg zu analysieren – mit besonderem Fokus auf leitlinienbasierte Strategien zur Prävention des Magenkarzinoms.
Methoden: Wir analysierten retrospektiv Patient:innen, die an fünf deutschen Zentren, beteiligt am Hp-EuReg, zwischen Juni 2013 und Januar 2025 eine empirische Erstlinientherapie gegen H. pylori erhielten. Die Indikationen wurden nach Symptomen, endoskopischen Befunden und Krebsrisiko klassifiziert. Die Wirksamkeit der Eradikationstherapie wurde nach dem modified intention-to-treat-Prinzip erfasst. Eradikationsraten wurden abhängig von Regime und Therapiedauer mittels χ²-Test verglichen.
Ergebnisse: Unter 448 Patient:innen (53 % männlich, medianes Alter 55 Jahre) waren die häufigsten Indikationen nicht weiter abgeklärte Dyspepsie (33 %) und Dyspepsie mit unauffälliger Endoskopie (30 %). Peptische Ulzera wurden bei 18 % dokumentiert. Eine Eradikation zur Prävention des Magenkarzinoms erfolgte bei 5 %, darunter bei Patient:innen mit vorausgegangenem Magenkarzinom (0,9 %), mit familiärer Vorbelastung (2,0 %) und im Rahmen eines Hochrisiko-Screenings (1,3 %). Weitere Indikationen umfassten Eisenmangelanämie (4,0 %), Vitamin-B12-Mangel (0,7 %) und MALT-Lymphom (0,2 %). Am häufigsten kamen eine Triple-Therapie mit Amoxicillin/Clarithromycin (54 %) sowie eine bismuthbasierte Vierfachtherapie in Einmalkapsel (41 %) zur Anwendung. Bei 10-tägiger Therapiedauer erreichten beide Regime hohe Eradikationsraten (97,8 % vs. 97,0 %).
Schlussfolgerung: In dieser multizentrischen deutschen Kohorte erfolgte der Großteil der Eradikationstherapien symptomorientiert. In einem relevanten Anteil wurde die Prävention des Magenkarzinoms leitliniengerecht umgesetzt. Beide empfohlenen Erstlinientherapien erwiesen sich bei 10-tägiger Anwendung als hoch wirksam und spiegeln eine zunehmende Umsetzung risikoadaptierter Strategien in der deutschen Praxis wider.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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