Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1810889
Sarkopenie im Verlauf der neoadjuvanten Therapie als prognostischer Faktor bei Adenokarzinomen des Ösophagus und Magens
Einleitung: Lokal fortgeschrittene Adenokarzinome des ösophagogastralen Übergangs und des Magens sind aggressive Tumoren mit einem 5-Jahres-Überleben von ca. 50 %. Eine Sarkopenie, ein Zustand reduzierter Muskelmasse und -funktion besteht bei diesen Patienten erschwerend häufig. Generell wird ein negativ-prognostischer Einfluss angenommen und ihre Bestimmung in aktuellen Leitlinien empfohlen. Daten zum temporalen Verlauf, insbesondere europäischer Patient:innen fehlen jedoch.
Ziele: Longitudinale Untersuchung der Sarkopenieprävalenz und ihres prognostischen Einflusses unter neoadjuvanter Therapie bei Patient:innen mit Adenokarzinom des ösophagogastralen Übergangs und Magens.
Methodik: In dieser retrospektiven monozentrischen Kohortenstudie wurden Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom, die zwischen 2012 und 2023 neoadjuvant chemotherapiert und kurativ operiert wurden, eingeschlossen. Der Muskelquerschnitt auf Höhe des dritten Lendenwirbels wurde mittels validiertem KI-basiertem Algorithmus bestimmt. Eine Sarkopenie wurde anhand geschlechts- und größenadaptierter Cut-offs definiert. Verglichen wurden Patient:innen mit und ohne Sarkopenie bezüglich schwerer postoperativer Komplikationen (Clavien-Dindo ≥ Grad 3) und Gesamtüberleben.
Ergebnisse: Von 320 Patient:innen zeigte sich im Verlauf im Rahmen der neoadjuvanten Therapie numerisch eine Zunahme der Sarkopenie (bei Erstdiagnose 24,7 % vs. präoperativ 28,7 %, p = 0,099). Das Vorliegen einer Sarkopenie korrelierte sowohl bei Erstdiagnose als auch präoperativ mit schweren Komplikationen (ED: χ² = 5,01, p = 0,025; OP: χ² = 6,364, p = 0,012), jedoch war nur eine präoperativ vorliegende Sarkopenie signifikant mit einem kürzeren Gesamtüberleben assoziiert (median: 50,1 vs. 61,8 Monate, p = 0,011). Patient:innen mit unter Therapie aufgetretener Sarkopenie (n=33) hatten eine ähnlich schlechte Prognose wie durchgehend sarkopene (n=59) (50,4 vs. 49,7 Monate), hingegen war die Prognose von nur initial sarkopenen Patient:innen (n=20) vergleichbar mit durchgehend nicht-sarkopenen (n=208) (57,1 v s. 61,9 Monate).
Schlussfolgerung: Das Auftreten und Vorliegen einer Sarkopenie im Rahmen einer neoadjuvanten Chemotherapie zeigte sich in unserer Kohorte prognostisch negativ relevant für das Gesamtüberleben. Inwieweit in dieser Patient:innen Gruppe eine Verhinderung der Sarkopenie etwa durch eine optimierte Ernährungs- und Bewegungstherapie erreicht werden kann, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany