Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1810895
Zweizeitige Leberresektion bei Cholangiokarzinom unter totaler vaskulärer Exklusion mit veno-venösem ECMO-Bypass und kontrollierter geschlossener in-situ hypothermer oxygenierter Leberperfusion – das Hannover-CLIP-Konzept
Einleitung: Die totale Gefäßexklusion (TVE) der Leber ermöglicht komplexe Resektionen zentraler Tumoren, ist jedoch mit hoher intra- und perioperativer Morbidität assoziiert. Wir stellen die „Hannover-Modifikation“ der TVE vor, bei der der kontinuierliche Fluss der Pfortader (temporärer portosystemischer Shunt) und der Nierenvenen über die Vena cava inferior (VCI) durch einen veno-venösen (vv)-ECMO-Bypass gesichert und die Leberprotektion während der Resektions- und Rekonstruktionsphase durch kontrollierte, geschlossene in-situ hypotherme oxygenierte Perfusion der Leber (CLIP – Closed-loop Liver In situ Perfusion) mittels Maschinenperfusion (Bridge-to-Life) erreicht wird.
Patientin und Methodik: Eine 62-jährige Patientin mit extern als inoperabel eingestuftem intrahepatischem Cholangiokarzinom (iCCA) wurde eine Woche nach Hypertrophieinduktion durch partiellen ALPPS einer erweiterten Resektion zugeführt. Nach transfemoraler Kanülierung der VCI und Anlage einer portokavalen Anastomose wurden zwei geschlossene Perfusionsschleifen unter TVE etabliert: (I) Der systemische venöse und portalvenöse Rückstrom wurde über die vv-ECMO gesichert; (II) kalte (4°C), oxygenierte Perfusionslösung (Custodiol-HTK) wurde über einen Katheter in der linken Pfortader in die Leber eingebracht, durch die Lebervenen in die VCI drainiert und über eine cavale Ablaufkanüle rezirkuliert. Es erfolgte eine Segment IVb-erhaltende Trisektorektomie rechts unter TVE mit Teilresektion und Rekonstruktion der Pfortader sowie linker Lebervene.
Ergebnis: Das CLIP-Konzept gewährleistete konstante Hypothermie und Oxygenierung des Leberparenchyms ohne systemisches Auskühlen durch Pravasat. Die OP Zeit betrug 4h 3min, mit 72min CLIP. Unter vv-ECMO (130min) zeigte sich ein stabiler Kreislauf mit erhaltener Nierenfunktion und guter Drainage des Darms. Die histopathologische Untersuchung ergab die R0-Resektion eines 6,5 cm großen iCCA (ypT1a, G2). Der postoperative Verlauf war komplikationslos, die Patientin konnte am 7. postoperativen Tag mit exzellenter Leberfunktion entlassen werden.
Schlussfolgerung: Das Hannover-CLIP-Konzept verhindert intraoperatives Auskühlen und kombiniert erstmals eine kontrollierte geschlossene in-situ hypotherme oxygenierte Leberperfusion mit vv-ECMO-Bypass. Dieses innovative Konzept reduziert Ischämie-assoziierte Schäden an Leber, Nieren und Intestinum während Leberresektionen unter TVE und ermöglicht eine sichere Resektion hochkomplexer zentraler Lebertumoren.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany