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DOI: 10.1055/s-0045-1810903
EPPIC-Trial: Gender Gap der Prähabilitation – Tumorsarkopenie und -kachexie bei Ösophagus-, Magen- und Pankreaskarzinom sind geschlechtsabhängig
Einleitung: Der Stellenwert einer strukturierten, viszeralonkologischen Prähabilitation rückt zunehmend in den Fokus. Empirisch belegte Zusammenhänge zwischen Kachexie/ Sarkopenie und schlechtem postoperativen Outcome bei Patient:innen mit Ösophagus-, Magen- und Pankreaskarzinomen legten den Grundstein für das „EPPIC-Trial“ mit 14-tägiger, multimodaler Prähabilitation am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Die vorliegende Teilauswertung beschreibt perioperative geschlechtsspezifische Unterschiede im Hinblick auf Ernährungsstatus, Fitness und Body Composition.
Methodik: Bei Patient:innen mit Ösophagus-, Magen- und Pankreaskarzinomen im Stadium UICC I-III erfolgte 10-14 Tage vor kurativer Resektion ein Assessment des individuellen Fitnesslevels durch Scores (SARC-F, CFS) und funktionelle Prüfung (2min-Step-Test, One-Leg-Balance, 5x-Chair-Stand, Griffkraftmessung). Dem Ergebnis entsprechend wurde ein webbasiertes Sportprogramm incl. Atemtraining generiert und die Durchführung mittels Bewegungssensor aufgezeichnet. Mangelernährung wurde mittels NRS-2002-Score geprüft und ggf. mit hochkalorischer Trinknahrung supplementiert. Durch einen KI-basierten Body-Composition Algorithmus (BOA) wurde in Computertomographien das Volumen diverser Fettgewebe und Muskeln für eine objektive Beschreibung von Kachexie und Sarkopenie bei Studieneinschluss sowie 3 Monate postoperativ bestimmt.
Ergebnis: 53 Patient:innen (Alter Ø 65,2J; 77% männlich; 23% weiblich) wurden vollständig prähabilitiert. Es zeigte sich ein niedrigerer mittlerer BMI bei Frauen (25,3kg/m² vs. 27,4kg/m²; p=0,029). Auch der anamnestische mittlere Gewichtsverlust seit Erkrankungsbeginn war bei Frauen höher (10,9% vs. 7,2%; p=0,047). Die Assessments der körperlichen Fitness zeigen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. In der BOA-Analyse wird bei Frauen ein signifikant höherer Verlust des Muskelvolumens (♀:-36%; ♂: -11%) zwischen Studieneinschluss und 3 Monaten postoperativ beschrieben, während bei Männern der Verlust des Gesamtfettvolumens ausgeprägter ist (♀: -15%, ♂: -45%).
Schlussfolgerung: In unserer Pilotstudie lassen sich Unterschiede beim krankheitsassoziierten Gewichtsverlust vermuten, der bei Frauen insbesondere präoperativ ausgeprägt ist. Postoperativ sind Frauen eher von Sarkopenie betroffen, Männer eher von Kachexie. Bei der Entwicklung zukünftiger Prähabilitationsprogramme ist demnach das Geschlecht bei der Schwerpunktsetzung der Prähabilitation (Muskelaufbau vs. Nutrition) zu berücksichtigen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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