Z Gastroenterol 2025; 63(08): e532-e533
DOI: 10.1055/s-0045-1810937
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Kolorektale Metastasen und Karzinogenese im Visier Donnerstag, 18. September 2025, 15:50 – 16:46, Seminarraum 14 + 15

Zweizeitige Resektion synchroner Lebermetastasen beim kolorektalen Karzinom verbessert das Überleben: eine retrospektive vergleichende Kohortenstudie

Authors

  • S Lünse

    1   Universitätsklinikum Brandenburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Brandenburg/Havel, Deutschland
  • A von Rüsten

    2   Klinisch-Epidemiologisches Krebsregister Brandenburg-Berlin, Cottbus, Deutschland
  • C Schneider

    2   Klinisch-Epidemiologisches Krebsregister Brandenburg-Berlin, Cottbus, Deutschland
  • S Gretschel

    3   Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Neuruppin, Deutschland
  • A Loew

    4   Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg, Medizinische Klinik B – Gastroenterologie, Hepatologie, Hämatologie, Onkologie, Endokrinologie/Diabetologie, Palliativmedizin, Neuruppin, Deutschland
  • R Mantke

    1   Universitätsklinikum Brandenburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Brandenburg/Havel, Deutschland
 

Einleitung: Das kolorektale Karzinom ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung, wobei 15-25% der Patienten bei Diagnosestellung synchrone Lebermetastasen aufweisen (UICC-Stadium IV). Die chirurgische Resektion ist von entscheidender Bedeutung, jedoch ist die optimale Operationssequenz weiterhin umstritten.

Ziele: Diese Studie analysiert den Einfluss verschiedener chirurgischer Strategien auf das Überleben von Patienten mit kolorektalem Karzinom und synchronen Lebermetastasen (CRLM) und identifiziert Faktoren, die die Mortalität beeinflussen.

Methodik: Diese retrospektive Kohortenstudie analysierte CRLM-Patienten aus den deutschen Krebsregistern Brandenburg und Berlin von 2017 bis 2022, gruppiert nach der chirurgischen Operationssequenz: simultane Primärtumorresektion (PTR) und Leberresektion, PTR vor Leberresektion und Leberresektion vor PTR. Kaplan-Meier- und Cox-Regressionsanalysen evaluierten das Gesamtüberleben und den Einfluss von Radio- und Chemotherapie sowie verschiedener Patientenmerkmale.

Ergebnisse: Von 23.394 Patienten mit kolorektalem Karzinom erfüllten 209 die Einschlusskriterien. Eine simultane Resektion wurde bei 45% (N=93), eine PTR vor Leberresektion bei 43% (N=90) und eine "liver first" Resektion bei 12% (N=26) durchgeführt. Die PTR vor der Leberresektion zeigte das beste 5-Jahres-Gesamtüberleben (68% vs. 53% bei synchroner Operation; HR 0.46, 95% CI=0.23-0.91, p=0.025). Bei der simultanen Resektion zeigte sich die höchste 30-Tage-Mortalität (6.5%, N=6). Eine postoperative Chemotherapie verbesserte das 5-Jahres-Gesamtüberleben signifikant (66% vs. 57% ohne Chemotherapie; HR 0.40, 95% CI=0.20-0.79, p=0.009). Ohne Berücksichtigung der 30-Tage-Mortalität waren die Überlebensunterschiede jedoch nicht mehr signifikant.

Schlussfolgerung: Die zweizeitige Resektion des kolorektalen Primärtumors vor der Leberresektion verbessert das Langzeitüberleben von CRLM-Patienten. Eine synchrone Resektion sollte wegen einer erhöhten Mortalität sorgfältig abgewogen werden, vor allem bei älteren Patienten mit schlechterem Performance-Status und geplanter größerer Leberresektion. Die postoperative Chemotherapie verbessert das Überleben, was die Notwendigkeit individuell angepasster Behandlungsstrategien unterstreicht.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

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