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DOI: 10.1055/s-0045-1810965
Exokrine Pankreasinsuffizienz bei nicht-resektablem Pankreaskarzinom – retrospektive Analyse zur klinischen Relevanz an einem universitären Zentrum
Einleitung: Nach onkologischer Resektion eines Pankreaskarzinoms (PDAC) stellt die Enzymsubstitution (Pancreatic Enzyme Replacement Therapy, PERT) einen etablierten Therapiestandard dar. Bei nicht-resektablem PDAC ist dies bislang, u.a. wegen widersprüchlicher Evidenz des Nutzens einer PERT, nicht abschließend definiert. Eine unbehandelte exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) bei PDAC kann Sarkopenie fördern und damit relevanten Einfluss auf Lebensqualität und Behandlung nehmen. Daraus ergibt sich die Annahme, dass eine PERT positiven Einfluss auf Endpunkte wie Symptomlast, Ernährungsstatus und Gesamtüberleben haben könnte.
Ziele: Ziel ist die retrospektive Erfassung der Verordnungsraten von PERT und PPI, der Häufigkeit der fäkalen Elastase-Messung sowie weiterer klinischer Merkmale bei Patient:innen mit nicht-resektablem Pankreaskarzinom im UICC-Stadium IV an einem universitären Zentrum. Zudem sollen mögliche Zusammenhänge dieser Merkmale mit dem Überleben untersucht werden.
Methodik: Folgende klinische Merkmale von Patient:innen mit PDAC im UICC-Stadium IV wurden retrospektiv an einem universitären Zentrum erfasst: Geschlecht, Alter, BMI, mögliche EPI-Symptome bei Diagnosestellung des PDAC, fäkale Elastase, Verordnung von PERT und PPI, Vorliegen eines Diabetes mellitus, Systemtherapie (Erst- und Zweitlinientherapie), Überleben. In einer univariaten Analyse (Cox-Regression) wurden mögliche Assoziationen der erfassten Merkmale mit dem Überleben untersucht.
Ergebnis: 220 Patient:innen mit PDAC im UICC-Stadium IV wurden in die retrospektive Analyse eingeschlossen, davon 45% Frauen. Das mediane Alter bei PDAC-Diagnosestellung lag bei 67 Jahren, das mediane Überleben betrug 7 Monate (weitere Patientencharakteristika: siehe [Tab. 1]).
Charakteristikum |
Kategorie |
N |
% |
---|---|---|---|
Lokalisation des Primärtumors |
Caput |
87 |
39,5 |
Caput/Corpus |
2 |
0,9 |
|
Corpus |
49 |
22,3 |
|
Corpus/Cauda |
31 |
14,1 |
|
Cauda |
50 |
22,7 |
|
Keine Angabe |
1 |
0,5 |
|
Chemotherapie |
Ja |
198 |
90,0 |
Nein |
22 |
10 |
|
Dokumentierte Symptome einer möglichen EPI bei Diagnosestellung des PDAC |
Ja |
194 |
88,2 |
Nein |
26 |
11,8 |
|
Messung der fäkalen Elastase-1 |
Erfolgt |
30 |
13,6 |
Nicht erfolgt |
190 |
86,4 |
|
Professionelle Ernährungsberatung |
Erfolgt |
194 |
65,5 |
Nicht erfolgt |
76 |
34,5 |
|
PERT |
Ja |
75 |
34,1 |
Nein |
145 |
65,9 |
|
Diabetes mellitus |
Ja |
71 |
32,3 |
Nein |
149 |
67,7 |
|
PPI |
Ja |
171 |
77,7 |
Nein |
49 |
22,3 |
88% zeigten mögliche EPI-Symptome, jedoch wurden nur 34% eine PERT verschrieben. Eine Elastase-Messung wurde bei 13% der Patient:innen durchgeführt. Das Überleben von Patient:innen mit PERT vs. ohne PERT ([Abb. 1A]) unterschied sich nicht signifikant, auch nicht unter Berücksichtigung weiterer Merkmale wie BMI ([Abb. 1B]), Diabetes mellitus ([Abb. 1C]) oder Einnahme von PPI ([Abb. 1D]).


Schlussfolgerung: Die Diskrepanz zwischen den erfassten EPI-Symptomen und der niedrigen Verordnungsrate von PERT lässt auf eine mögliche Unterversorgung der untersuchten Patientengruppe (nicht-resektables PDAC, UICC-Stadium IV) schließen.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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