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DOI: 10.1055/s-0045-1810988
Impfakzeptanz und Impfbarrieren bei Patient:innen mit chronisch-entzündlich Darmerkrankungen in Deutschland: Ein Mixed-Methods-Ansatz unter Einbeziehung von GKV-Routinedaten und qualitativen Interviews mit Patient:innen und Ärzt:innen
Einleitung: Patient:innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und immunsuppressiver Therapie haben ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko. Trotz der Wichtigkeit eines ausreichenden Impfschutzes bei dieser vulnerablen Patient:innengruppe, zeigen Daten eine unzureichende Vakzinierungsrate. Ziel der Studie war die Analyse von Impfquoten und potentiellen Hindernissen.
Methoden: Das Innovationsfonds-Projekt "VAC-MAC – Impf- und Infektraten bei Multipler Sklerose, chronisch-entzündlicher rheumatischer oder Darmerkrankungen" (https://vac-mac.de) untersucht Abrechnungsdaten der BARMER und analysiert die Influenza-Impfquote (2019) und deren Einflussfaktoren bei Patienten mit M. Cohn (MC) und C. ulcerosa (CU). Zusätzlich wurden insgesamt 30 halbstrukturierte Interviews mit Patient:innen, Gastroenterolog:innen und Hausärzt:innen durchgeführt.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 63.186 CED-Patient:innen (MC 27.236 / CU 35.950) identifiziert. Im Jahr 2019 erhielten nur 26% der Patient:innen mit CED eine jährliche Influenza-Vakzinierung. Eine höhere Impfquote zeigte sich bei Frauen (27,2%) und älteren Patient:innen (>60 Jahre, 44%). Die Vakzinierungsraten in westdeutschen Bundesländern betrugen nur 22,5%, in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen war die Rate mit 29,2% höher. Die höchsten Vakzinierungsraten zeigten sich in ostdeutschen Bundesländern mit 41,4%. Überraschenderweise waren nur 24,1% der Patient:innen mit Biologika-Therapie geimpft. Die qualitative Befragung zeigte folgende Impfhindernisse auf: 1) Mangel an verlässlichen Informationen / unseriöse Informationsquellen, 2) unklare Rollen sowie zu wenig Kommunikation zwischen behandelnden Gastroenterolog:innen und Hausärzt:innen, 3) unzureichendes / schwer verständliches Informationsmaterial 5) Unsicherheit bezüglich spezifischer Impfempfehlungen für Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen und Immunmodulation.
Schlussfolgerung: Die Influenza-Impfquote bei Patient:innen mit CED war im Jahr 2019 gering. Impfhindernisse können sowohl auf ärztlicher (Impfaffinität, Zusammenarbeit Haus- und Fachärzt:innen) als auch auf Patient:innenseite (Wissensdefizit, Ängste) gefunden werden. Strukturelle und gesundheitspolitische Faktoren können ebenfalls eine Rolle bei der unzureichenden Umsetzung von Impfempfehlungen spielen.[Abb. 1]: Einflussfaktoren auf die Influenza-Impfquote bei Patient:innen mit CED


Publication History
Article published online:
04 September 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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