Z Gastroenterol 2025; 63(08): e569-e570
DOI: 10.1055/s-0045-1811011
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Hernien Donnerstag, 18. September 2025, 11:52 – 13:09, Seminarraum 14 + 15

Risikofaktoren für die Entstehung von Narbenhernien nach operativer Versorgung eines Platzbauchs – Eine retrospektive Analyse

Authors

  • M Ibrahim

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • P Rath

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • P Kron

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • A Mihaljevic

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • C Yurttas

    1   Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
 

Einleitung: Postoperative Fasziendehiszenzen zählen zu den häufigen Komplikationen nach Laparotomien. Für den primären Bauchdeckenverschluss existieren etablierte Empfehlungen, etwa zur Small-Stitch-Technik und zum Einsatz langsam-resorbierbarer Materialien. Für die operative Versorgung nach Fasziendehiszenz fehlt hingegen ein evidenzbasiertes Vorgehen.

Ziel: Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Ein-Jahres-Inzidenz von Inzisionalhernien nach operativer Versorgung postoperativer Fasziendehiszenzen zu erfassen sowie den Zusammenhang zwischen der gewählten Verschlusstechnik und dem Auftreten von Narbenhernien zu analysieren.

Methodik: Eingeschlossen wurden 70 Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Fasziendehiszenz in einem Klinikum der Maximalversorgung operiert worden sind. Die Erhebung erfolgte retrospektiv anhand elektronischer Patientenakten. Erfasst wurden demografische und operationsbezogene Parameter, sowie postoperative Komplikationen wie Anastomoseninsuffizienzen. Das primäre Kriterium war das Auftreten einer Narbenhernie innerhalb eines Jahres nach Platzbauchversorgung. Es wurde ein Χ²-Test für potenzielle Risikofaktoren durchgeführt.

Ergebnisse: Von den 70 eingeschlossenen Patientinnen und Patienten konnten 49 aufgrund eines ausreichenden Datensatzes in die Analyse eingeschlossen werden. Bei 19 dieser Patienten (39%) kam es im Verlauf zur Entwicklung einer Narbenhernie. Das verwendete Nahtmaterial beim Platzbauchverschluss hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Hernienrate. Allerdings betrug die Hernieninzidenz bei ausschließlicher Verwendung von 1er Vicryl Einzelknopfnähten 39% und bei PDS 1-0 fortlaufende Naht 20%. Auch weitere potenzielle Risikofaktoren wie Alter über 60 Jahre, ein BMI über 30 kg/m², ein präoperativer ASA-Score≥ 3 sowie das Vorliegen einer Anämie oder Hypalbuminämie waren statistisch nicht mit dem Auftreten einer Narbenhernie assoziiert. Die Analyse postoperativer Wundinfektionen ergab eine Häufung von S. epidermidis und E. faecalis bei Patienten mit Hernie, allerdings ohne statistische Signifikanz.

Schlussfolgerung: Es konnte kein einzelner signifikanter Prädiktor für die Entwicklung einer Narbenhernie nach Platzbauchversorgung identifiziert werden. Allerdings zeigt sich in dieser Kohorte eine überdurchschnittlich hohe Inzidenz von Narbenhernien bei der Verwendung von 1er Vicryl. Die hohe Inzidenz unterstreicht die Notwendigkeit prospektiver Studien zur Optimierung chirurgischer Strategien.

Informationen zum Einsatz von KI: Für die Rechtschreibprüfung des Abstracts wurden KI-unterstütze Tools verwendet.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany