Z Gastroenterol 2025; 63(08): e570-e571
DOI: 10.1055/s-0045-1811012
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Hernien Donnerstag, 18. September 2025, 11:52 – 13:09, Seminarraum 14 + 15

Einfluss des Applikationszeitpunktes einer Single-Shot-Antibiose vor viszeral- und gefäßchirurgischen Eingriffen mit Laparotomie auf das Auftreten von Narbenhernien

Authors

  • F Pommer

    1   Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, Halle, Deutschland
  • J Kleeff

    1   Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, Halle, Deutschland
  • A Wienke

    2   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Halle, Deutschland
  • U Ronellenfitsch

    1   Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, Halle, Deutschland
 

Einleitung: Die perioperative Antibiotikaprophylaxe stellt einen Grundpfeiler zur Vermeidung von chirurgischen Infektionen (SSI) dar, welche in der Folge zu weiteren Komplikationen wie der Entstehung von Narbenhernien führen können.

Ziele: Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss des Applikationszeitpunktes einer Single-Shot-Antibiose vor elektiven viszeral- und gefäßchirurgischen Eingriffen mit Laparotomie auf das Auftreten einer Narbenhernie. Das Ziel der Studie ist, ein besseres Verständnis über die Verbindung zwischen den Abläufen vor und während einer chirurgischen Maßnahme und der Entstehung von Narbenhernien zu erlangen.

Methodik: In die retrospektive Studie wurden 414 Patient*innen≥18 Jahre eingeschlossen, die zwischen 2018 und 2020 am Universitätsklinikum Halle (Saale) operiert wurden. Aus der elektronischen Krankenakte wurden Patienten- und Operationscharakteristika, der Zeitpunkt der Single-Shot-Antibiose (Zeitintervalle 120-60 min, 60-30 min und 30-0 min vor Hautschnitt) sowie der Zeitpunkt des Auftretens einer Narbenhernie erfasst. Im Follow-Up erfolgte die Kontaktaufnahme mit den Patient*innen hinsichtlich des Auftretens einer Narbenhernie. Die primäre Zielgröße stellt sich als Ereigniszeit dar und wurde mittels Kaplan-Meier-Kurve sowie Cox-Regression [Tab. 1] ausgewertet.

Ergebnis: In einem medianen Nachbeobachtungszeitraum von 13,8 Monaten konnte eine Narbenhernieninzidenz von 16,2% (n=67) erhoben werden. Im Mittel wurde die Diagnose nach 13,8 Monaten gestellt. Bei Personen, die das Antibiotikum innerhalb 30 Minuten vor Schnitt erhalten haben (n=167; 40,3%), entwickelten 18,0% eine Narbenhernie gegenüber 13,7% im Zeitraum 30-60 Minuten (n=182; 44%). Bei Gabe>60 Minuten vor Schnitt (n=52; 12,6%) stieg der Anteil erneut an (17,3%). Die Ereigniszeitanalyse zeigt keinen signifikanten Unterschied im Zeitintervall 60-30 Minuten gegenüber 30-0 Minuten (HR=0,8; p=0,43; 95%-KI: 0,47-1,38) sowie dem Intervall>60 Minuten gegenüber 30-0 Minuten (HR=0,7; p=0,38; 95%-KI: 0,31-1,57) [[Abb. 1] [2]].

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Abb. 1
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Abb. 2

Schlussfolgerung: Ein signifikanter Unterschied in der Zeit bis zum Auftreten einer Narbenhernie konnte für den Vergleich verschiedener Zeitintervalle nicht festgestellt werden. Es konnten somit keine Ergebnisse ermittelt werden, die mit der Leitlinienempfehlung, die Single-Shot-Antibiose zwischen 60 und 30 Minuten vor Hautschnitt zu applizieren, im Widerspruch stehen ([Abb. 3]).

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Abb. 3


Publication History

Article published online:
04 September 2025

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