Z Gastroenterol 2025; 63(08): e573-e574
DOI: 10.1055/s-0045-1811016
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Endokrine Chirurgie Freitag, 19. September 2025, 10:55 – 12:07, Seminarraum 6 + 7

Struma gigantosa mit manifester Hypothyreose unter Thyreostase

Authors

  • A Berger

    1   EVK Herne, Viszeralchirurgie, Herne, Deutschland
  • W Reinhardt

    2   Nephrologie, Uniklinik Essen, Essen, Deutschland
  • A Koutses

    1   EVK Herne, Viszeralchirurgie, Herne, Deutschland
  • F Jockenhövel

    3   EVK Herne, MVZ Endokrinologie, Herne, Deutschland
  • C Berger

    4   EVK Herne, Anästhesiologie, Herne, Deutschland
  • C Braumann

    1   EVK Herne, Viszeralchirurgie, Herne, Deutschland
  • M Kemen

    1   EVK Herne, Viszeralchirurgie, Herne, Deutschland
 

Wir berichten von einer Riesenstruma bei einer Patientin, deren Entstehung auf das Zusammenspiel einer präexistenten Jodmangelstruma und einer langfristigen Überdosierung mit Thyreostatika zurückzuführen ist.

Eine 60 j. Patientin wurde aufgrund einer Hyperthyreose mit Thiamazol behandelt. Bis dahin war die Patientin bis auf eine mäßiggradige Halsschwellung klinisch unauffällig. Anschließende Kontrollen verliefen bei geringer Patientencompliance sehr unregelmäßig. Im Verlauf eines Jahres kam es zu einer zunehmenden Adynamie, Gewichtszunahme, Belastungsdyspnoe und Dyspnoe im Liegen.

Bei der Erstuntersuchung imponierte eine klinisch und laborchemisch manifeste Hypothyreose mit Vigilanzminderung und inspiratorischem Stridor (TSH: 36,10 mU/l; fT3: 2,32 ng/l; fT4<0,04 ng/dl, Thyreoglobulin>500 ng/ml) bei negativen Schilddrüsen Antikörpern. Klinisch fand sich eine Struma gigantosa (Halsumfang 54 cm) mit komplett knotigem Umbau. Die CT zeigte eine massiv vergrößerte, nach retrosternal reichende Struma mit einem gemessenen Volumen des rechten Schilddrüsenlappens von 250 ml und des linken Schilddrüsenlappens von 500 ml. Zudem bestand eine Trachealverlagerung nach rechts mit trachealer Einengung auf 4 mm.

Es erfolgte die near – total Thyreoidektomie über einen zervikalen Zugang. Das Schilddrüsengewicht betrug 821 g. Unter IONM konnten beide Nn. laryngei recurrentes nach Resektion positiv abgeleitet werden. Drei Wochen postoperativ zeigte sich ein normales PTH und Calcium.

Der vorgestellte Fall zeigt die Gefahren einer thyreostatischen Überdosierung bei unzureichender Patientencompliance. Durch die konsekutiv erhöhte TSH – Inkretion kommt es einerseits zu einer Hypertrophie der Schilddrüsenzellen. Andererseits wird durch Thiamazol die Jodierung bei der Snythese von T3 und T4 gehemmt; der dadurch erzeugte Jodmangel führt zur Hyperplasie der Schilddrüse. Beides kann in einem raschen und ausgeprägten Schilddrüsenwachstum resultieren.

So hat sich bei unserer Patientin auf dem Boden einer präexistenten Jodmangelstruma eine funktionelle Autonomie entwickelt. Allerderdings kam es im Verlauf unter einer schlecht kontrollierten Thyreostase zu einer Hypothyreose. Durch die ständige TSH Stimulation resultierte ein rasantes Strumawachstum, welches schließlich ein rasches operatives Vorgehen notwendig machte.

In diesem speziellen Fall konnte die Patientin aufgrund ihrer ausgeprägten Hypothyreose krankheitsbedingt keine ausreichende Compliance mehr aufbringen und geriet dadurch in einen Teufelskreis.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025

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