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DOI: 10.1055/s-0045-1811017
Notfälle beim primären Hyperparathyreoidismus auf dem Boden eines Nebenschilddrüsenadenoms – eine seltene Entität bedarf eines guten Notfallmanagements
Einleitung: Das Nebenschilddrüsenadenom stellt mit 20-30 Neuerkrankungen/100.000 Einwohnern in Deutschland und einer Inzidenz von 25.000-30.000 Fällen/Jahr die häufigste Ursache für einen primären Hyperparathyreoidismus dar. Therapie der 1. Wahl ist die chirurgische Resektion, die in der Regel elektiv erfolgt. Das Notfallmanagement bezieht sich neben der akuten hyperkalzämischen Krise, einem lebensbedrohlichen endokrinologischen Notfall, auf das Erkennen und Management von stark symptomatischen Verläufen. Hierzu stellen wir ausgewählte Fälle aus unserem Patientenkollektiv vor.
Ziel: Erkennen von Notfallindikationen bei Nebenschilddrüsenadenomen und Management hinsichtlich Lokalisationsdiagnostik, Symptomkontrolle und operativer Therapie.
Methodik: Kasuistik aus eigenem Patientenkollektiv von 2021 bis 2024 mit 103 Nebenschilddrüsenadenomresektionen, davon 4 dringlich.
Ergebnis: Die Symptome reichten bei den Patienten von einem akut neuro-psychiatrischen Syndrom mit Wesensveränderung, Delir und Selbstverletzungstendenz, akuter Niereninsuffizienz mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit über muskulo-skelettalen Ganzkörperschmerz bis hin zurvollständigen Immobilisation, Depressionen zu eine chronisch progrediente Niereninsuffizienz bei Nephrokalzinose. Die operative Sanierung fand durchschnittlich innerhalb von 6 Tagen nach Stabilisierung der Patienten statt. Zwischenzeitlich erfolgte die Lokalisationsdiagnostik interdisziplinär mittels Sonographie und Sesta-Mibi-Szintigraphie. In zwei Fällen erfolgte zusätzlich ein Cholin-PET-CT. Dabei zeigte sich in einem Fall eine Mehrdrüsenerkrankung. Bei allen Patienten fanden sich Serum-Kalziumwerte zwischen 3-4mmol/l und ein erhöhtes Parathormon bis 1445pg/ml. Eine medikamentöse Kalziumsenkung erfolgte mit Cinacalcet und Bisphosphonaten sowie intravenöser Kochsalzlösung forcierter Diurese. Am 3. postoperativen Tag waren bereits alle Serum-Kalziumwerte normwertig. Im Follow up waren insbesondere die muskulo-skelettalen und psychischen Beschwerden deutlich gebessert bis restitutio ad integrum, die akute Niereninsuffizienz war bereits bei Entlassung vollständig regredient, die Nephrokalzinose verbleibt als chronischer Zustand ([Abb. 1] [2] [3]).






Schlussfolgerung: Auch wenn in den meisten Fällen die Operation bei Nebenschilddrüsenadenomen elektiv planbar ist, liegt bei manchen Fällen mit Aggravierung der Beschwerden oder bereits initial ausgeprägter Symptomatik ein Notfall vor, der neben einer supportiven Therapie einer zügigen Operation bedarf.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
04. September 2025
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