Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1811030
Zwei Seiten einer Medaille – vom Mangel im Überfluss: Fallbericht eines Patienten mit metabolischem Syndrom, Sarkopenie und Mangelernährung
Authors
Einleitung: Adipositas ist als Kernelement des metabolischen Syndroms prädisponierender Faktor für kardiovaskuläre, inflammatorische und maligne Erkrankungen. Sie stellt ein zentrales globales Problem dar, das nicht nur die Industrienationen betrifft.
Die medikamentöse Adipositastherapie erfährt aktuell durch inkretinbasierte Substanzen eine Revolution. Beeindruckende Daten zu diesen zeigen bezüglich Gewichtsreduktion erstmalig die Größenordnung der Effekte bariatrischer Operationen.
Ziele: Ziel unseres Beitrages ist es, anhand eines beeindruckenden Fallbeispiels für die Krankheitsbilder der sarkopenen Adipositas und Mangelernährung zu sensibilisieren.
Methodik: Wir berichten über einen 51-jährigen Patient, der sich mit anhaltendem Gewichtsverlust, Schwäche, Diarrhoen und Verschlechterung des Sehvermögens in unserer Klinik vorstellte.
Ergebnisse: Die medizinische Vorgeschichte ist in [Abb. 1], die klinische und laborchemische Konstellation bei Aufnahme sowie weiterführende Diagnostik sind in Tab. 1 dargestellt. Wir stellten die Diagnose einer schweren Mangelernährung bei sarkopener Präadipositas bei Z.n. bariatrischer OP, inkretinbasierter Diabetesmedikation und exokriner Pankreasinsuffizienz, a.e. auf dem Boden einer chronischen Pankreatitis, klinisch apparent erst post OP i.R. pankreatikozibaler Asynchronie ([Abb. 2]).




Unter mehrwöchiger stationärer Realimentierung und Rehabilitation kam es zur sukzessiven Besserung bzw. Normalisierung der auffälligen Laborparameter und Befunde.
Schlussfolgerungen: Unser Patient ist in der o.g. klinischen Konstellation ein Extrembeispiel. Nichtsdestotrotz erscheint die Entwicklung einer so ausgeprägten Mangelernährung bei einem gebildeten, sozial gut eingebundenen Patienten unter Betreuung mehrerer Facharztgruppen erstaunlich.
Ursächlich hierfür ist vermutlich einerseits, dass Mangelernährung aus gesellschaftlicher, teils aber auch ärztlicher Perspektive lediglich am BMI festgemacht wird. Zum anderen besteht große Euphorie bezüglich der Effizienz neuer Optionen in der Adipositastherapie.
Hoch prozessierte, energiereiche, faktisch aber nährstoffarme Produkte tragen zusammen mit Bewegungsarmut entscheidend zur Entstehung von Adipositas bei. In Kombination mit effizenten neuen inkretinbasierten Therapien prädisponieren sie jedoch auch für Mangelernährung und Sarkopenie. Beide haben detrimentale Auswirkungen auf die Lebensqualität und Gesamtprognose und verdienen besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt in der Betreuung adipöser Patienten.
Informationen zum Einsatz von KI: Kein KI Einsatz
Publication History
Article published online:
04 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
