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DOI: 10.1055/s-0045-1811043
Prädiktiver Stellenwert Ernährungsscores und Surrogatparametern der Leberfunktion
Authors
Einleitung: Präoperative Ernährungsscreenings wie NRS-2002, MUST oder SGA sind etabliert zur Identifikation von Risikopatienten vor Leberresektionen. Ihre Aussagekraft in Bezug auf postoperative Komplikationen und Mortalität bleibt jedoch uneinheitlich. Im Gegensatz dazu gelten die laborbasierten Biomarker APRI (Aspartat-Aminotransferase/Thrombozyten-Verhältnis) und ALBI (Albumin-Bilirubin-Score) als validierte prädiktive Parameter.
Ziele: Ziel dieser Arbeit war es, die Beziehung zwischen diesen Biomarkern und Ernährungsscores zu untersuchen sowie deren jeweilige Fähigkeit zur Vorhersage klinischer Endpunkte zu vergleichen.Primäres Ziel war die Analyse der Assoziation von APRI, ALBI und APRI+ALBI mit etablierten Ernährungsscores.
Methodik: In einer retrospektiven Analyse wurden 166 Patient:innen aus der NURIMAS-Liver-Kohorte eingeschlossen. Es erfolgte die Berechnung von APRI, ALBI und einem kombinierten Score (APRI+ALBI). Die Assoziation mit Ernährungsscores (NRS-2002, MUST, SGA, NRC, INSYST2 RED) wurde mittels alters- und geschlechtsadjustierter logistischer Regressionsmodelle analysiert. Für die Endpunkte Krankenhausmortalität, Gesamtverweildauer und Intensivverweildauer wurden lineare und logistische Regressionsanalysen durchgeführt. Subgruppenanalysen berücksichtigten den Resektionsumfang (≤3 vs.>3 Segmente) sowie metastatische Erkrankung mit/ohne präoperativer Chemotherapie.
Ergebnis: APRI und ALBI zeigten signifikante Assoziationen mit mehreren Ernährungsscores, darunter NRC, MUST und SGA. Der kombinierte Score korrelierte am konsistentesten mit allen untersuchten Screeninginstrumenten. Dennoch waren diese Ernährungsscores selbst nicht mit Mortalität oder Verweildauer assoziiert. Im Gegensatz dazu sagte der kombinierte APRI/ALBI-Score die Krankenhausmortalität signifikant vorher (OR 3,6; 95%-KI 1,3–10,2). Auch in Subgruppenanalysen zeigten sich unterschiedliche Assoziationsmuster zwischen den Biomarkern und klinischen Endpunkten.
Schlussfolgerung: Obwohl Ernährungsscores mit APRI und ALBI korrelieren, zeigten sie im untersuchten Kollektiv keine vergleichbare prognostische Aussagekraft. APRI und ALBI – insbesondere in Kombination – scheinen zuverlässigere Prädiktoren für postoperative Verläufe zu sein. Die Ergänzung etablierter Ernährungsscores durch objektive Biomarker könnte die präoperative Risikostratifizierung bei Leberresektionen verbessern.
Publication History
Article published online:
04 September 2025
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