Z Gastroenterol 2025; 63(08): e591-e592
DOI: 10.1055/s-0045-1811053
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Perioperatives Management Donnerstag, 18. September 2025, 09:30 – 10:58, Seminarraum 6 + 7

Monströse beidseitige Scrotalhernien mit loss of domain – komplexe operative interdisziplinäre Hernienversorgung

Authors

  • M Hohaus

    1   ELBLANDKLINIKEN Stiftung & Co. KG, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Radebeul, Deutschland
  • A Tsoglin

    1   ELBLANDKLINIKEN Stiftung & Co. KG, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Radebeul, Deutschland
  • S Mirtschink

    2   ELBLANDKLINIKEN Stiftung & Co. KG, Klinik für Plastisch- Rekonstruktive Chirurgie, Riesa, Deutschland
  • S Zastrow

    3   ELBLANDKLINIKEN Stiftung & Co. KG, Klinik für Urologie, Riesa, Deutschland
 

Die Vorstellung des Patienten im Hernienzentrum erfolgte bei zunehmender Unmöglichkeit der Miktion mit seit vielen Jahren bestehenden und progredienten penis.Bildgebend zeigten sich die Scrotalhernien mit Kolon,- Omentum- und Dünndarminhalt, wobei das Darmpaket komplett nach caudal verlagert war. Da bei operativer Reposition ein Bauchdeckenverschluss nicht möglich schien, wurde zunächst eine Infiltration der schrägen Bauchmuskeln mit Botulinumtoxin A durchgeführt. 6 Wochen später erfolgte die mediane Laparotomie, Hernienreposition, partielle Resektion des Bruchsackes und Hernioplastik nach Stoppa mittels TiMesh Strong. Bei nun reponiertem Darmpaket war ein Fascienverschluss nicht mehr möglich. Es erfolgte eine posteriore Komponentensepraration bds. mit dann Fascienverschluss und Implantation eines zweiten TiMesh 30x30cm und Wundstabilisierung mit epikutanem VAC.Vier Monate nach erfolgreicher Leistenhernienversorgung stellte sich der Patient in der plastisch- chirurgischen Sprechstunde vor. Hier zeigte sich ein persistierender Hautüberschuss scrotal, der durch Serome unterhalten wurde. Klinisch und bildgebend ließen sich im cranialen Anteil des Mons pubis beidseits große abgekapselte Serome mit zusätzlicher Hydrozele nachweisen ([Abb. 1] [2] [3]).

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Abb. 1
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Abb. 2
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Abb. 3

Im Rahmen der plastisch- urologischen OP erfolgte zuerst eine Resektion sämtlicher Seromkapseln in toto, die Resektion der Hydrozele rechts, eine Circumzision, eine Bergung des Penis und dessen Pexie an das Os pubis. Gefolgt wurde dies von der Hautresektion und -Straffung. Der Penisschaft wurde mit ungemeshter Spalthaut gedeckt. Diese wurde mittels VAC- Verband zusätzlich fixiert.

Essentiell zur Seromprophylaxe und Stabilisierung des gestrafften Gewebes ist das Tragen einer maßangertigten Kompressionsmiederhose für das erste postoperative Jahr.

Komplexe Krankheitsbilder erfordern eine interdisziplinäre Herangehensweise. Anhand dieses Fallbeispieles konnte eindrücklich demonstriert werden, wie die Fachdisziplinen Allgemeinchirurgie, Urologie und Plastische Chirurgie „Hand-in-Hand“ zusammen arbeiten und somit die Behandlungsqualität des Patienten steigern. Mit „nur“ zwei Operationen konnte das schon seit mehreren Jahrzehnten bestehende Krankheitsbild nachhaltig saniert und durch die rekonstruktiven Maßnahmen die Lebensqualität zurückerlangt werden.



Publication History

Article published online:
04 September 2025

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